Bei der Zusammenstellung dieser Informationen über den Prostatakrebs ist die Selbsthilfegruppe davon ausgegangen, dass bei Ihnen kein oder nur sehr wenig Wissen über die vorliegende Krebserkrankung vorhanden ist. In dieser Zusammenstellung wurden Fragestellungen der Betroffenen aus der Selbsthilfegruppe aufgegriffen.

Der Urologe hat Ihnen im Zusammenhang mit der Diagnose Prostatakrebs oft nur eine Therapie empfohlen, aber nicht umfassend dargestellt, ob diese Therapie, aus welchen Gründen auch immer genau, die Richtige für Sie ist. Hat der Urologe ausführlich von Therapie-Alternativen gesprochen? Wahrscheinlich nicht. Einige Ärzte sind aus Zeitmangel oder falsch verstandener Rücksichtnahme nicht in der Lage, ihre Patienten ausreichend aufzuklären, obwohl sie gesetzlich dazu verpflichtet sind. Diese Erfahrungen sammeln die Selbsthilfegruppen fast täglich. Aus dieser Phase der Ungewissheit, der ungeklärten Fragen, der bohrenden Gedanken und der schmerzhaften Ängste müssen Sie sich schnell und umfassend befreien.
Sie dürfen sich durch die Diagnose nicht zerstören lassen. Die Klammer „Diagnose — Therapie nach den Aussagen des Urologen“ muss geöffnet werden, in dem Sie sich so viel Wissen wie nur möglich aneignen und Sie dann Ihre eigene Therapieentscheidung treffen können. Sie müssen sich, ob Sie es nun gut finden oder nicht, zu einem „mündigen und informierten“ Patienten entwickeln. Sie müssen in der Lage sein mit Ihrem Urologen auf gleicher Augenhöhe über den Prostatakrebs zu sprechen. Dieser Entwicklungsprozess wird dauern, aber Sie müssen ihn entwickeln. Es geht „nur“ um Ihr Leben! Sie müssen entscheiden wie es weitergeht und darüber mit Ihrem Urologen sprechen. Die Selbsthilfegruppen helfen Ihnen, wenn Sie es möchten. Sie haben genügend Zeit, für sich, die geeignete Therapie auszuwählen.

In der heutigen Zeit gibt es bereits verschiedene Therapieansätze um den Prostatakrebs behandeln zu können. Jeder Betroffene kann somit individuell behandelt werden. Die manchmal als alleinige Therapie angebotene Totaloperation ist nicht immer der „Gold-Standard“.

Zusammenfassung:
Jeder Betroffene sollte soweit informiert sein, dass er im Wesentlichen über seine Ausgangslage, die Therapiealternativen, deren Chancen und Risiken sowie den wichtigsten Nebenwirkungen Bescheid weiß. Das am meisten einleuchtende Konzept zur Therapie eines Prostatakrebses lautet:

Den Krebs so früh wie möglich, nämlich zu einem Zeitpunkt, zu dem noch die geringste Tumorbelastung besteht, mit den angemessen stärksten Waffen zu bekämpfen.

Man weiß, dass ein geringer Tumor sich leichter bekämpfen lässt, als ein schon fortgeschrittener. Betroffene mit geringer Tumorbelastung haben also viel eher die Chance auch geheilt zu werden. Warum soll der Tumor erst wenig oder kräftig wachsen, um ihn erst dann später mit geringerer Aussicht auf Erfolg bekämpfen zu müssen, wenn er doch zu einem früheren Zeitpunkt leichter zu bekämpfen gewesen wäre? Ein Krebs, der geringe therapeutische Ansätze überlebt und dann später noch kräftiger bekämpft werden muss, zeigt wesentlich ungünstigere Erfolgsaussichten.

Sie müssen für sich entscheiden, ob man bei der Bekämpfung des Krebses mit „Kanonen“ auf Spatzen schießen soll oder nicht.

Mit diesem Wissen können Sie als Betroffener eine Entscheidung für die Therapie treffen und mit dem Urologen besprechen. Können Sie als Betroffener mit dem Urologen keine Übereinstimmung über die ausgewählten Therapiewünsche erreichen, sollten Sie die Selbsthilfegruppe um Unterstützung bitten. Ist keine Lösung zu erreichen, muss es durch die Vermittlung eines anderen Arztes versucht werden.

Der Betroffene muss über seine Therapie entscheiden, also muss er sich auch das notwendige Wissen aneignen um sich für die richtige Therapie entscheiden zu können.

Die Diagnose Prostatakrebs ist eine Herausforderung. Sie müssen über die bestehenden Chancen bestens informiert sein und somit die Risiken und Nebenwirkungen aller Therapie-Alternativen kennen.

Es gibt viele Urologen, die oft nichts anderes als die Operation und /oder die Bestrahlung für den Anfangsprostatakrebs kennen. Onkologen sind in der Therapieauswahl dagegen häufig um Lichtjahre weiter. Aber leider gibt es nicht viele Onkologen, die sich auf die Behandlung des Prostatakrebses spezialisiert haben. Die Selbsthilfegruppe verfügt aber über entsprechende Adressen.