DGU-Kongress – Auszüge aus den Vorträgen (Quelle: Abstract-USB-Stick 69. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. 2017)

V02 – Lokal begrenztes PCA – Diagnostik und Therapie
V02.1 – Rückkehr ins Erwerbsleben nach roboterassistierter und offener retropubischer radikaler Prostatektomie
S. von Mechow*1, P. Tennstedt2, M. Graefen2, D. Pehrke2, F. Friedersdorff1, A. Haese2, B. Beyer2
1Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland, 2Martini-Klinik, Prostatakarzinomzentrum, Univerversitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf, Urologie, Hamburg, Deutschland
Einleitung: die roboterassistierte radikale Prostatektomie ist bei vergleichbaren ontologischen und funktionellen Ergebnissen
assoziiert mit geringerem Blutverlust und kürzerer Krankenhausverweildauer als die offene Operation. Indessen ist unklar, ob
diese Vorteile in einer schnelleren Reintegration ins Berufsleben resultieren. Ziel der Studie ist daher der Vergleich beider
operativer Verfahren unter dem Aspekt der Dauer des postoperativen Krankenstandes. Aufgrund der geringeren Invasivität
stellten wir die Hypothese auf, dass Patienten nach roboterassistiertem Eingriff schneller ins Berufsleben zurückkehren als nach
offener Operation, was eine Senkung der indirekten Kosten für den roboterassistierten Eingriff nach sich zöge.
Material und Methoden: Analyse der Daten von 1415 berufstätigen Patienten nach radikaler Prostatektomie von 2012-2016 an
der Martini Klinik in Hamburg. Informationen zur Berufstätigkeit wurden per online-Fragebogen erfasst, weitere Daten wurden
der Datenbank unseres Instituts entnommen.
Ergebnisse: An 1415 Patienten zeigte sich kein Unterschied in der Zeit bis zur Aufnahme der Arbeit nach RP. Diese betrug bei
beiden Gruppen 42 Tage (p=0.05). In der Regressionsanalyse zeigte sich kein Zusammenhang (RARP vs. ORP HR=1, 95 % CI
0.91-1.16, p=0.69). Wir ermittelten Faktoren mit Einfluss auf die Fehlzeiten. Selbständige nahmen ihre Arbeit früher auf als
Angestellte (21 vs. 56 Tage, p< 0.001). Patienten mit Einkommen ≥ €4000 gingen nach 42 Tagen arbeiten, Patienten mit ≤
€2000 nach 63 (p< 0.001). Patienten mit gering körperlich belastender Arbeit nahmen diese nach 42 Tagen auf, Patienten mit
schwerer Arbeit nach 84 (p< 0.001).
Schlussfolgerung: Hinsichtlich der Dauer des Krankenstandes ist keines der beiden Verfahren dem anderen überlegen.
Angaben

 

V02.4 – “Active Surveillance” im Versorgungsalltag: Ergebnisse einer prospektiven Beobachtungsstudie (HAROW) mit einem
mittleren Follow-up von 5,5 Jahren
J. Herden1, A. Heidenreich1, L. Weißbach2
1Uniklinikum Köln, Klinik für Urologie, Uro-Onkologie, spezielle urologische und roboter-assistierte Chirurgie, Köln, Deutschland,
2Gesundheitsforschung für Männer gGmbH, Berlin, Deutschland
Einleitung: In dieser prospektiven, nicht-interventionellen Versorgungsforschungs-Studie werden mehrere Behandlungsoptionen
des lokal begrenzten Prostatakarzinoms verglichen: Hormontherapie (HT),Active Surveillance (AS),Radiotherapie (RT),Operation
(RP) und Watchful waiting (WW). Die Abbruchraten und Änderungen der Behandlungsstrategie werden vorgestellt, um die
Sicherheit von AS unter Alltagsbedingungen zu beurteilen.
Material und Methoden: An 259 Studienzentren wurden klinische Daten sowie Angaben zu Therapie- und Krankheitsverlauf
erhoben. Da es sich um eine nicht-interventionelle Studie handelte, wurden zum AS-Einschluss nur Empfehlungen gegeben,
die endgültige Therapieentscheidung lag bei den behandelnden Ärzten. Die mittlere Beobachtungszeit innerhalb der Studie
betrug 28,5 Monate und wurde durch gesonderte Nachbefragung der AS-Gruppe auf 66,7 Monate verlängert.
Ergebnisse: Von 2957 Patienten erhielten 468 (15,8%) AS. Im Rahmen der Studie wechselten 112 (23,9%) Patienten die
Therapie (RP:65, RT:30, HT:10, WW:7). Nach der gesonderten Nachbefragung hatten weitere 87 (18,6%) Patienten AS
verlassen (RP:31, RT:18, HT:8, WW:30). Die Raten für einen Therapiewechsel/Monat waren (Studie/gesonderte
Nachbefragung): RP:2.3/0,8, RT:1.1/0,8, HT:0,4/0,2, WW:0,2/0,8. Patienten, die zu WW wechselten waren signifikant älter als
diejenigen, die zu RP oder RT wechselten.
Schlussfolgerung: Der Anteil der Therapiewechsel unter AS im Versorgungsalltag (42,5% in 5,5 Jahren) entspricht den
Ergebnissen klinischer Studien. Die Häufigkeit der Wechsel zu invasiven Therapien war mit Studiendauer rückläufig; mehr
Patienten wurden in ein nicht-invasives WW überführt. Mögliche Gründe werden diskutiert.

 

V02 – Lokal begrenztes PCA – Diagnostik und Therapie
V02.6 – Funktionelles Outcome und Lebensqualität nach radikaler Prostatektomie: Ergebnisse eines high-volume Centers
R.S. Pompe1, P. Tennstedt*1, B. Beyer1, Z. Tian*2, S.-R. Leyh-Bannurah1,3, T. Schlomm1,3, M. Graefen1, H. Huland1, P.
Karakiewicz*2, D. Tilki1,3
1Martini-Klinik am UKE GmbH, Hamburg, Deutschland, 2University of Montreal Hospital Center, Cancer Prognostics and Health
Outcomes Unit, Montreal, Kanada, 3University Hospital Hamburg-Eppendorf, Department of Urology, Hamburg, Deutschland
Einleitung: Erste Ergebnisse der ProtecT Studie zeigten deutlich schlechtere funktionelle Ergebnisse nach radikaler
Prostatektomie (RP) verglichen mit Radiotherapie oder Aktiver Überwachung. Wir erörterten diese Frage für RP-Patienten in
einem high-volume Center.
Material & Methoden: Standardisierte Fragebögen zu Kontinenz (UC), Miktionsbeschwerden (LUTS), Erektionsfaehigkeit (EF)
sowie Lebensqualität (QoL) von 9.054 Patienten wurden über einen Zeitraum von 3 Jahren analysiert. Dabei wurde UC als
Gebrauch von 0 bis max. 1 Sicherheitsvorlage/24h definiert. EF wurde über die 2. Frage des IIEF-5 (International Index of
erectile function) Fragebogens: “(…) wie oft waren Ihre Erektionen hart genug für eine Penetration?” beurteilt und ein Wert von
≥ 3 Punkte als potent definiert. Mit Hilfe des ICSmaleSF (International Continence Society Male Short-Form) wurden LUTS und
mittels EORTC-QLQ-C30-Fragebogens (Skala von 0-100) die Lebensqualität erörtert.
Ergebnisse: Insgesamt lagen die postoperativen Kontinenzraten bei 75.0%, 89.1%, 91.3% and 89.0% nach 3 Monaten, 1, 2
und 3 Jahren und waren damit deutlich höher im Vergleich zu den Ergebnissen der ProtecT Studie. Auch die Erholung der EF
schnitt mit 33.6% nach 3 Monaten und 52.6% nach 3 Jahren besser ab. Präoperativ potente Männer mit beidseitigem
Nerverhalt waren in 68.1% der Fälle nach 3 Jahren potent. LUTS und QoL waren vergleichbar mit den Ergebnissen des
ProtecT Trials.
Schlussfolgerung: Insgesamt berichten Patienten über eine sehr gute Lebensqualität nach RP. Obwohl unterschiedliche
Definitionen einen direkten Vergleich zur ProtecT Studie nur eingeschränkt zulassen, weisen unsere Daten auf deutliche
Vorteile für Patienten in einem high-volumen Center hin.

 

V02.7 – Aktuelle Komplikationsraten der radikalen Prostatektomie in einem high-volume Center
R.S. Pompe1, B. Beyer1, Z. Tian*2, P. Karakiewicz*2, G. Salomon1, T. Schlomm1,3, T. Steuber1, M. Graefen1, H. Huland1, D.
Tilki1,3
1Martini-Klinik am UKE GmbH, Hamburg, Deutschland, 2University of Montreal Hospital Center, Cancer Prognostics and Health
Outcomes Unit, Montreal, Kanada, 3University Hospital Hamburg-Eppendorf, Department of Urology, Hamburg, Deutschland
Einleitung: Die radikale Prostatektomie (RP) repräsentiert eine der häufigsten urologischen Operationen und kann trotz großer
technischer Fortschritte zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Wir berichten über die Entwicklung der Komplikationsraten
innerhalb eines high-volume Centers über einen Zeitraum von 10 Jahren.
Material & Methoden: 17.176 RP-Patienten, die zwischen 2005 und 2016 behandelt wurden, wurden retrospektiv analysiert.
Komplikationsdaten der Patienten wurden systematisch aufgearbeitet und in eine trend-over-time Analyse eingeschlossen.
Anschließend wurde die geschätzte jährliche Änderungsrate (estimated annual percentage change, EAPC) ermittelt.
Ergebnisse: Trotz geringem Anstieg der Komplikationsrate von 7.9% 2005 auf 10.9% 2016, zeigte sich insgesamt keine
statistisch signifikante Änderung über die 10 Jahre (EAPC= 0.06, p = 0.1). Chirurgische Komplikationen wie Lymphozelen,
Anastomoseninsuffizienzen oder Hämatome (2005: 4.1%, 2016: 8.0%, EAPC = 0.15, p = 0.03) sowie Bluttransfusionen (2005:
3.9%, 2016: 3.1%, EAPC = -0.02, p = 0.7), repräsentierten die häufigsten Komplikationen. Andere Komplikationen (kardial,
pulmonal, vaskulär oder Wundheilungsstörungen) waren sehr selten (zwischen 0.1% in 2005 und 0.5% in 2016).
Schlussfolgerung: Insgesamt sind die Komplikationsraten in einem high-volume Center niedrig. Nach Verbesserung der
Dokumentation, wie z.B. Einführung von „patient reported outcome measurements“ (PROMs) und standardisierter Erfassung, ist
die Komplikationsrate über die Jahre leicht angestiegen. Unsere Daten zeigen nicht nur niedrige Komplikationsraten nach RP,
sondern untermauern die Notwendigkeit von Transparenz und standardisierter Erfassung, um operative Ergebnisse weiter zu
verbessern.

 

V01.7 – Prostatabiopsie – Leitlinie vs. lokale Resistenzlage?
J. Glauche1, U. Rebmann1
1Diakonissenkrankenhaus Dessau, Klinik für Urologie, Dessau-Roßlau, Deutschland
Die Prostatastanzbiopsie gehört zum Handwerkszeug eines Urologen. Da es hierbei zu einem Transfer von potenziell
pathogenen Erregern durch den Enddarm in die Blutbahn kommt, sollte auf eine antibiotische Abschirmung nicht verzichtet
werden.
Die Empfehlung von AUA und EAU sind annähernd deckungsgleich und bevorzugen Fluorchinolone. Bei jährlich steigenden
Resistenzen muss diese Empfehlung hinterfragt werden.
Um die Effektivität nach dem Einsatz von Fluorchinolonen zur Prophylaxe von Infektionen nach Prostatastanzbiopsie wurde
folgende Analyse durchgeführt.
Im Zeitraum 2015 bis 2016 wurden im Diakonissenkrankenhaus Dessau, Klinik für Urologie, bei 9000 Patienten die
Resistenzsituation für Fluorchinolone bestimmt. Zusätzlich erfolgten bei 218 Patienten Rektalabstriche vor Stanzbiopsie. Bei 160
von 9000 Patienten wurden multiresistente Erreger nachgewiesen. Die Resistenzsituation im gesamten Krankenhaus zeigte für
Fluorchinolone eine Resistenz von 31 %. Bei den Rektalabstrichen fanden sich lediglich bei sieben von 218 Patienten
multiresistente Bakterien. Von diesen sieben waren zwei Patienten ESBL getestet. Diese ESBL-Keime sind prinzipiell
Fluorchinolon sensibel. Klinische Komplikationen gab es nur in einem von 218 Patienten mit MRE-Keimen. Zwei Komplikationen
wurden jedoch bei Patienten, bei denen keine MRE-Keime gefunden wurden, registriert.
Als Komplikationen zählten: unkomplizierte Harnwegsinfekte, fieberhafte Harnwegsinfekte, Prostatitis, Urosepsis.
Die Kenntnis der eigenen Resistenzlage im Krankenhaus und der Umgebung ist das Hauptkriterium zur Vorsorge postoperativer
Infektkomplikationen. In unserem Krankenhaus ist die Gabe von Fluorchinolonen kritisch zu bewerten. Dies gilt jedoch nicht zur
Infektionsprophylaxe von Prostatabiopsien in unserem Hause.

 

V02.2 – Zusammenhang von Rauchen und Mortalität nach radikaler Prostatektomie
M. Fröhner1, R. Koch*1, M. Hübler*1, S. Zastrow1, M. Wirth1
1Universitätsklinikum Dresden, Dresden, Deutschland
Einleitung: Der Zusammenhang zwischen dem Rauchen und der Prostatakarzinom- Inzidenz und -Mortalität wird kontrovers
diskutiert.
Patienten und Methoden: Bei 2961 konsekutiven Patienten, die sich zwischen 1992 und 2007 einer radikalen Prostatektomie
unterzogen, wurde der Zusammenhang zwischen gegenwärtigem Tabakgebrauch und der Sterblichkeit am Prostatakarzinom, an
konkurrierenden Ursachen und verschiedenen Zweittumoren mittels Competing-Risk-Analyse untersucht. Proportionale Hazard-
Modelle wurden zur Analyse kombinierter Effekte genutzt.
Ergebnisse: Das mediane Follow-up lag bei 10.8 Jahren. Gegenwärtige Raucher waren jünger (62.0 versus 64.6 Jahre, p<
0.0001), hatten seltener ein höheres Bildungsniveau (32.3 % versus 44.5 %, p< 0.0001) sowie etwas häufiger
Lymphknotenmetastasen (12.9 % versus 8.1 %, p=0.0039), jedoch keine erkennbar höhere Komorbidität. In der multivariaten
Analyse mit Kontrolle hinsichtlich Alter, tumorassoziierten Risikofaktoren, Komorbidität, Body-Mass-Index und Bildungsniveau,
war gegenwärtiges Rauchen mit einer erhöhten Gesamtmortalität (Hazard-Ratio, HR, 2.1, p< 0.0001), Nicht-Tumor-Mortalität
(HR 1.9, p=0.0003), Zweittumor-Mortalität (HR 2.2, p=0.0013), Branchialkarzinom-Mortalität (HR 4.4, p< 0.0001) jedoch nicht
mit einer erhöhten Prostatakarzinom-Mortalität assoziiert. Der tabakrauchassoziierte Unterschied in der Zweittumormortalität war
nahezu komplett durch eine erhöhte Mortalität am Bronchialkarzinom verursacht.
Schlussfolgerung: Rauchen ist mit erhöhter Nicht-Tumor- und Zweittumor-Mortalität nach radikaler Prostatektomie assoziert,
nicht jedoch mit einer erhöhten Prostatakarzinom-Mortalität.

 

V04.6 – Detektion aggressiver Prostatakarzinom-Subtypen: Sequenzierung zirkulierender Tumor DNA und Analyse
neuroendokriner Marker in einer Fallserie
J. von Hardenberg1, M. Schwartz*1, T.S. Worst1, P. Erben1, C. Bolenz1,2, E. Heinrich3,4
1Universitätsmedizin Mannheim, Urologie, Mannheim, Deutschland, 2Universitätsklinik Ulm, Urologie, Ulm, Deutschland,
3Universitätsmedizin Göttingen, Urologie, Göttingen, Deutschland, 4Klinikum Wels-Grieskirchen, Urologie, Wels, Österreich
Hintergrund: Die molekulare Analyse von aggressiven Subtypen im kastrationsresistenten Prostatakarzinom (CRPC) ist bisher
nur durch die Biopsie von Metastasen möglich. Die kombinierte Analyse von neuroendokrinen Markern und ctDNA für die
Detektion von aggressiven Subtypen ist eine mögliche nicht-invasive Alternative.
Methoden: Von 5 Patienten mit CRPC wurden die neuroendokrinen Marker CGA, NSE und Pro-GRP prospektiv unter
Cabazitaxel-Therapie bestimmt. Aus, vor Therapiebeginn entnommenem Plasma, erfolgte die seit 2016 erstmals mögliche,
hoch standardisierte Sequenzierung des GATC LIQUID ONCOPANELs. Als Positivkontrollen in der ctDNA-Sequenzierung
dienten drei Patienten mit histologisch nachgewiesenem, aggressiven, neuroendokrin transdifferenzierten oder primär
neuroendokrinen Prostatakarzinom (NEPCA).
Ergebnisse: In allen 5 Patienten wurden COSMIC gelistete Hotspot-Mutationen gefunden: Neben im aggressiven
Prostatakarzinom auftretenden Mutationen in TP53 (5/5) und PTEN (4/5), wurden auch mit dem neuroendokrinen
Prostatakarzinom assoziierte Mutationen in BRAF (3/5) und RB1 (1/5) nachgewiesen. Auffallend waren Mutationen im
NOTCH1-Gen (3/5), die ebenfalls in allen NEPCA identifiziert wurden und onkogenes Potential im kleinzelligen
Bronchialkarzinom haben. Ein CRPC-Patient mit erhöhten NSE-Werten und unter Therapie steigendem CGA wies Mutationen
in BRAF, PTEN, RB1 und TP53 auf.
Schlussfolgerung: Die Analyse von ctDNA bietet einen vielversprechenden Ansatz bei der molekularen Charakterisierung des
CRPC. Klinische Studien müssen zeigen, welche Rolle das kombinierte Screening von neuroendokrinen Markern und ctDNA bei
der Identifizierung und der Steuerung der Therapie von aggressiven Subtypen des CRPC spielen kann.

 

V12.7 – Transurethrale Wasserdampfablation der Prostata (TUKiW): erste Erfahrungen
A. Strauß1, L. Trojan1, S. Ahyai1
1Universitätsmedizin Göttingen/ Klinik für Urologie, Göttingen, Deutschland
Einleitung: Die transurethrale konvektive interstitielle Wasserdampfablation (TUKiW) mit dem REZUM-System ist ein
innovatives minimal invasives Verfahren zur operativen Therapie des benignen Prostatasyndroms.
Material und Methoden: Patienten, welche eine transurethrale konvektive interstitielle Wasserdampfablation der Prostata in der
urologischen Abteilung der Universitätsmedizin Göttingen erhalten haben, wurden in eine prospektive Datenbank aufgenommen.
Präoperativ wurden der IPSS, das Prostatavolumen (Pvol) und der Restharn (RH) erhoben und eine Urodynamik durchgeführt.
Die postoperativen Kontrollen (FU) nach 3 Monaten erfolgten in unserer Klinik.
Ergebnisse: Bei n=10 Patienten wurde die TUKiW mit einem 3-Monats FU durchgeführt.
Präoperativ betrug das mittlere Pvol 46,3 ml (18-81), der mittlere IPSS 19,4 (7-28) und der mittlere RH 52,1 ml (0-110). Drei
Pat. waren katheterversorgt. Intraoperativ traten keine Komplikationen auf. Perioperativ kam es bei 20% passager zu einer
Hämaturie bzw. Drangsymptomatik. Nach 3 Monaten zeigten sich eine signifikante Reduktion des IPSS (12; 7-19) und des
Restharns (14 ml; 0-70) (p< 0.05). Bei einem Pat. wurde eine Blasenhalssklerose dokumentiert.
Schlussfolgerung: Die vorläufigen Ergebnisse der transurethralen Wasserdampfablation sind vielversprechend.
Untersuchungen an größeren Patientenzahlen mit längeren FU werden den Stellenwert dieses Verfahrens im Repertoire der
minimal-invasiven chirurgischen Therapie des BPS klären müssen. Studien zur Evaluation geeigneter Patientengruppen sind in
Planung.

 

V13.1 – Der Einfluss von Wiederholungsbiopsien der Prostata auf das funktionelle Ergebnis nach radikaler Prostatektomie
C.M. Rosenbaum1,2, P. Mandel1, P. Tennstedt*2, F. Preisser2, P. Marks1, F. Chun1, M. Graefen2, D. Tilki1,2, G. Salomon2
1Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, Urologie, Hamburg, Deutschland, 2Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, Martini-Klinik,
Hamburg, Deutschland
Die zunehmende Akzeptanz der active surveillance (AS) resultiert in einer relevanten Anzahl an Patienten, die eine radikale
Prostatektomie (RP) nach wiederholten Biopsien (Bx) erhalten. Der Einfluss von Wiederholungsbiopsien auf erektile Dysfunktion
(ED) und Inkontinenz ist umstritten.
Insgesamt wurden 11,140 Patienten die eine RP zwischen 2007 und 2015 erhielten analysiert. Die Anzahl der Bx Sitzungen (1,
2, ≥3) vor RP wurden als kategorielle Variable analysiert. Die Assoziation zwischen Anzahl der Bx Sitzungen, ED und
Inkontinenz wurde durch uni- und multivariable logistische Regression bestimmt.
Von den Patienten hatten 9797 (87.9%) 1 Bx, 937 (8.4%) 2 Bx und 406 (3.6%) 3 oder mehr Bx Sitzungen. Das mediane Alter
war 65 Jahre (IQR 59-69). Zunehmende Anzahl von Bx war mit höherem Alter bei RP assoziiert (1, 2 und ≥3 Bx: 65, 65 and
67 Jahre, p< 0.001). 982 (45.9%), 906 (57.9%) und 597 (60.9%) Patienten waren potent nach 1, 2 und 3 Jahren nach RP.
Wiederholungs-Bx verglichen mit Erst-Bx hatten keinen Einfluss auf die ED nach 1, 2 and 3 Jahren. Nach 1, 2 and 3 Jahren
nach RP waren 6107 (87.9%), 4825 (90.9%), und 3696 (91.6%) Patienten kontinent. Wiederholungs-Bx verglichen mit Erst-Bx
hatten keinen Einfluss auf die Kontinenz nach 1, 2 and 3 Jahren.
Die Ergebnisse demonstrieren, dass ED- und Inkontinenz-Raten vergleichbar sind bei Patienten die eine RP nach
Wiederholungs-Bx verglichen mit RP nach Erst-Bx erhielten. Dies ist von Relevanz, wenn man Patienten für AS berät. Wenn
AS abgebrochen werden muss und eine RP erfolgt, sind keine schlechteren funktionellen Ergebnisse zu erwarten.

 

V13.2 – S3-Leitlinie zur Prostatakrebsfrüherkennung: Anwendung in urologischen Praxen
D. Tiedje*1, O. Quer*2, B. Breil*2, A.J. Schrader1, C. Bothe*1, K. Kruse*1, M. Bögemann1, N. Donner-Banzhoff*3, A.
Semjonow1
1UKM Münster, Urologie, Münster, Deutschland, 2Hochschule Niederrhein, Fachbereich Gesundheitswesen, Krefeld,
Deutschland, 3Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg,
Deutschland
Fragestellung: Die S3-Leitlinie (Version Oktober 2014) gibt Empfehlungen zur Prostatakrebsfrüherkennung. Wir untersuchten
ihre Umsetzung in niedergelassenen urologischen Praxen im Regierungsbezirk Münster.
Methoden: Zur Datenerhebung wurde ausgehend von der COREQ-Checkliste (Consolidated criteria for reporting qualitative
research) für Fokusgruppen eine teilstandardisierte, qualitative Befragung mit 22 niedergelassenen Urologen in vier
Fokusgruppen mit je fünf-sechs Befragten durchgeführt. Zu 12 Aussagen der Leitlinie im Abschnitt „Früherkennung und Biopsie“
wurden 23 Fragen gestellt. Bei den Aussagen handelt es sich um neun „starke Empfehlungen“, eine „offene Empfehlung“ und
zwei „Statements“. Nach dem Mixed-Methods-Design wurde mittels Häufigkeitsanalysen und Berechnung von Lage- und
Streumaßen ein Summenscore gebildet, um die Adhärenz zur Leitlinie zu ermitteln. Die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring
wurde zur qualitativen Auswertung genutzt.
Ergebnisse: Die befragten Urologen befolgen sechs der neun „starken Empfehlungen“, in drei weichen sie ab. Inhaltlich
beziehen sich diese Abweichungen auf:
– Aufklärung über die Vor- und Nachteile der Früherkennungsmaßnahmen
– Empfehlung einer Prostatabiopsie bei kontrolliertem PSA-Wert ≥ 4 ng/ml
– Indikation zur Wiederholungsbiopsie
Weitere Abweichungen ergeben sich für die „offene Empfehlung“ und die beiden „Statements“.
Schlussfolgerung: Dem Großteil der „starken Empfehlungen“ wird von den befragten Urologen im Regierungsbezirk Münster
Folge geleistet. Inhaltlich relevante Abweichungen werden begründet, so z. B. die nur bedingte Übertragbarkeit des PSAGrenzwertes
von 4 ng/ml aus populationsbezogenen Reihenuntersuchungen asymptomatischer Männer auf die Klientel einer
urologischen Praxis.

 

V13.3 – Einfluss psychologischer Faktoren auf die Inanspruchnahme von Prostatakrebs-Vorsorgeuntersuchungen unter jungen
Männern: Ergebnisse aus der PROBASE-Studie
J. Strüh*1, A. Dinkel*2, J. Frank*1, H. Schulwitz*1, P. Albers3, C. Arsov3, M. Hohenfellner4, B. Hadaschik4, M. Kuczyk5, F.
Imkamp5, J. Gschwend1, K. Herkommer1
1Klinik und Poliklinik für Urologie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Deutschland, 2Klinik für
Psychosomatik und Psychotherapie, TU München, München, Deutschland, 3Klinik für Urologie, Universitätsklinikum Düsseldorf,
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland, 4Urologische Klinik, Universitätsklinikum Heidelberg, Ruprecht-
Karls-Universität Heidelberg, Heidelberg, Deutschland, 5Klinik für Urologie und Urologische Onkologie, Medizinische
Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
Einleitung: Die Verunsicherung unter Männern bezüglich der Wertigkeit des PSA-Werts in der Prostatakrebsvorsorge ist groß.
Fokus vorliegender Studie war die Identifikation von Faktoren für oder wider Inanspruchnahme von Prostatakrebs(PC)-
Vorsorgeuntersuchungen unter jungen Männern.
Methodik: Im Rahmen der PROBASE-Studie wurden 45-jährige Männer zwischen April 2014 und April 2016 zu bereits
erfolgten Vorsorgeuntersuchungen (PSA, alleinige DRU, keine) befragt und dies in Assoziation zu Risikowahrnehmung, Wissen,
Besorgnis und Familienanamnese (FA) bezüglich PC, sowie benignen Prostatasymptomen analysiert.
Ergebnisse: Von 14.526 Männern haben 42,3% bereits eine Vorsorgeuntersuchung durchführen lassen: 17,8% PSA-Wert,
24,5% alleinige DRU. 32,8% schätzen ihr Risiko an PC zu erkranken, als mittel bis sehr hoch ein. 93,6% stimmten der Aussage
zu, dass PC frühzeitig erkannt geheilt werden kann. 11,0% hatten einen IPSS>7. 16,1% berichteten über eine positive FA,
7,2% gaben an, sich gelegentlich bis oft Sorgen über eine bestehende oder künftige PC-Diagnose zu machen. 34,8% meinten,
dass es viele und verunsichernde Vorsorgeempfehlungen gäbe. Unter diesen Männern zeigte sich eine niedrigere PSAInanspruchnahme
(p< 0,001). Häufigere PSA-Inanspruchnahme zeigte sich bei Männern mit höherer Risikowahrnehmung,
mehr Sorgen bezüglich einer bestehenden oder zukünftigen PC-Erkrankung, positiver FA und BPS (p< 0,001).
Schlussfolgerung: Über ein Drittel der Männer gab an, aufgrund der unterschiedlichen Empfehlungen zur PC-Vorsorge
verunsichert zu sein. Dies war mit einer geringeren Teilnahme an PC-Vorsorgeuntersuchungen assoziiert. Einflussfaktoren
waren eine höhere Risikowahrnehmung, vermehrte Sorgen, eine positive Familienanamnese und ein benignes
Prostatasyndrom.

 

V13 – Früherkennung und Therapie des lokalisierten Prostatakarzinoms – neue Daten
V13.4 – Sind weitere diagnostische Maßnahmen notwendig bevor Prostatakrebspatienten Active Surveillance erhalten?
Unterschiede im Grading des Prostatakarzinoms anhand von Auswertungen präoperativer und postoperativer Stanzbiopsien im
Vergleich mit der postoperativen histopathologischen Aufarbeitung des chirurgisch entfernten Präparates
C. Würnschimmel*1, M. Moschini*1, J. Cornelius*1, G. Di Pierro*1, P. Grande*1, L. Mordasini*1, A. Mattei1
1Luzerner Kantonsspital, Urologie, Luzern, Schweiz
Einleitung: Retrospektive Studien zeigten häufig ungünstige pathologische Prostatakrebs-Gradings bei Patienten, welche
prinzipiell anfänglich für Active Surveillance qualifizierten, sich aber für eine eine radikale Prostatektomie entschieden. Es ist
nicht geklärt, ob eine konventionelle Stanzbiopsie klinisch signifikante Entartungen mit ausreichender Sicherheit anzeigen kann.
Material und Methoden: Zwischen 2012 und 2016 wurden in unserer Klinik 299 Prostatakrebspatienten mittels radikaler
Prostatektomie behandelt. Zur Diagnosesicherung wurde eine nicht standardisierte sonographische transrektale Biopsie der
Prostata durchgeführt. Postoperativ wurde eine standardisierte 12-Proben Biopsie durchgeführt. Zuletzt wurde die Prostata
histopathologisch analysiert.
Ergebnisse: Von 299 Patienten die sich für eine radikale Prostatektomie entschieden, wären 109 (36,4%) einschlussfähig für
Active Surveillance gewesen. Unter diesen Patienten zeigten 59 (54,1%) eine Epstein Gruppe 3 oder mehr und 7 (6,4%) eine
Epstein Gruppe 4 oder 5.
Bei 57 Patienten (52,3%) wurde das ursprüngliche Epstein-Grading bestätigt und 27 Patienten (24,8%) wurden hochgestuft.
Auf alle eingeschlossenen Patienten gerechnet zeigte sich eine Übereinstimmung pathologischer Befunde zwischen
präoperativer Biopsie und der chirurgisch entfernten Prostata von 0.20 (p< 0.001, schlechte Übereinstimmung). Innerhalb der
Gruppe der potentiellen Active Surveillance Kandidaten war die Übereinstimmung pathologischer Befunde zwischen
präoperativer Biopsie und dem Prostatapräparat bei 0.14 (p=0.01, schlechte Übereinstimmung)
Schlussfolgerung: Bei Patienten, die sich für Active Surveillance aufgrund sonographischer transrektaler Prostatabiopsien
entschieden, besteht die große Gefahr, eine klinisch signifikante Krebserkrankung zu übersehen.

 

V13 – Früherkennung und Therapie des lokalisierten Prostatakarzinoms – neue Daten
V13.6 – Ergebnisse einer Langzeitbeobachtung von Patienten mit einem erhöhtem PSA-Wert und oder auffälligem Tastbefund
durch aktives Überwachen mit computergestützter Ultraschallbildauswertung (C-TRUS) mit gezielten Biopsien
T. Tokas1, U. Paul1, L. Baeurle*1, B. Grabski1, T. Loch1
1Diakonissenkrankenhaus Flensburg, Flensburg, Deutschland
Einleitung: In der Literatur finden sich wenig Daten über den Langzeitverlauf von Patienten mit einem erhöhtem PSA-Wert und
oder auffälligem Tastbefund. Es werden die Ergebnisse einer 10 jährigen aktiven Überwachung präsentiert.
Material und Methoden: Karzinomspezifische biometrische Bildsignalinformationen, aus radikalen Prostatektomieabgleichen
wurden genutzt um Biopsieziele zu finden und Veränderungen im Verlauf zu dokumentieren. Einschlusskriterien waren ein
erhöhtes PSA und oder ein auffälliger Tastbefund. Bei auffälligen Befunden wurde in 6 monatigen Abständen, bei
Normalbefunden in jährlichen Abstanden mit PSA, Tastbefund und Bildgebung kontrolliert. Bei einem kontinuierlichem PSAAnstieg
oder auffälligem Tastbefund wurde erneut biopsiert.
Ergebnisse: Von den 52 Patienten mit einem Beobachtungszeitraum von 10 Jahren (8-13), hatten 41 negative systematische
Biopsien zuvor (1-3 Sitzungen mit 4-26 Zylindern). Das iPSA lag von 0,5 bis 35 ng/ml, das Volumen zwischen 15 und 230 ml.
Bei 8 der Patienten konnte im Verlauf ein PCa festgestellt werden. Nur 2 der Patienten wiesen einen aggressiven Tumor bei
Diagnosestellung (1 Gleason score 8, and 1 pT3b, Gleason 6) auf. Der Median des Zeitpunktes der Diagnosestellung im Verlauf
lag bei 6 (4-13) Jahren. Bei den verbleibenden 44 Patienten hatten 6 keine, 8 eine, 9 zwei, 11 drei, 5 vier 3 fünf und 2 sechs
weitere ANNA/C-TRUS gezielte 6 fach Biopsien.
Schlussfolgerung: Die Daten dieser Langzeitbeobachtung indizieren, dass C-TRUS gezielte Biopsien eine nützliche Methode
in der Überwachung von Patienten mit einem hohem PCa-Risiko darstellen kann. Nach 10 Jahren waren 96% der Patienten
entweder ohne Karzinomnachweis oder es konnte ein Karzinom mit guter Prognose diagnostiziert werden.

 

V13.7 – Vorbereitung der fokalen Therapie in der Prostata durch genaue Tumorlokalisation mittels mpMRT-basierter
stereotaktischer TRUS-gesteuerter Biopsie
J. Bohr1, R. Herholz1, B. Taskiran1, M. Musch1, A. Vogel*1, D. Kröpfl1, S. Krege1
1Kliniken Essen-Mitte, Essen, Deutschland
Einführung: Die fokale Therapie des Prostatakarzinoms kann eine Alternative Therapieform für Patienten mit low- oder
intermediate-risk Tumoren sein. Dazu ist die genaue Bestimmung von Größe und Lage des Focus erforderlich. Diese Studie
untersucht, wie genau die mpMRT-basierte stereotakttsche TRUS-gesteuerte Biopsie (SFB) in der Lokalisation des Tumorfokus
ist durch Vergleich mit der Lage des Tumors im Prostatektomiepräparat (RP).
Methode: Patienten von 08/2012-07/2016, die eine SFB und konsekutiv eine RP in unserer Klinik erhalten hatten, wurden
eingeschlossen. Das MRT wurde gemäß der PI-RADS-Klassifikation ausgewertet. Die SFB wurde mit der Biopsee®-Platform
durchgeführt. Die Lage des Tumors im Prostatektomiepräparat durch den Pathologen anhand von whole-mount-sections
bestimmt. Die Übereinstimmung aller drei Ergebnisse wurde von einem einzelnen Untersucher visuell bestimmt: gut (alle 3
übereinstimmend), mittel (nur MRT oder Biopsie mit RP übereinstimment) oder schlecht (keine Übereinstimmung).
Ergebnisse: Insgesamt konnten 128 Patienten in die Studie eingeschlossen werden. 79,8% zeigten eine gute, 13,2% eine
mittlere und 6,2% eine schlechte Übereinstimmung. In Anwendung onkologischer Kriterien (PSA < 15 ng(ml, Gleason max. 7a,
ct1-2a) 52% Patienten eine fokale Therapie erhalten können. Davon hätten 75% eine gute, 18%eine mittlere und 7% eine
schlechte Übereinstimmung gezeigt.
Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse zeigen eine hohe Genauigkeit der Tumorlokalisation durch die SFB.Das schafft die
Grundlage für eine kalkulierte Fokaltherapie, die den Tumorfokus vollständig behandelt und eine Schonung umliegender
Strukturen ermöglicht.

 

V13.8 – Kein Zusammenhang zwischen Fahrradfahren und Höhe des PSA-Wertes – Ergebnisse einer prospektiven Studie an
581 45-jährigen Männern
F. Imkamp1, C. von Klot1, M.A. Kuczyk1, Y. Tolkach*2
1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Urologie und Urologische Onkologie, Hannover, Deutschland,
2Universitätsklinikum Bonn, Institut für Pathologie, Bonn, Deutschland
Einleitung: Die aktuelle Evidenz ergibt ein divergentes Bild in Hinblick auf den Einfluss von Fahrradfahren auf die Höhe des
PSA-Wertes. In dieser prospektiven Analyse untersuchen wir den Zusammenhang zwischen Fahrradfahren und der Höhe des
PSA-Wertes.
Material und Methoden: Insgesamt wurden 589 45-jährige Männer aus der PROBASE-Kohorte der MHH in diese prospektive
Studie eingeschlossen. Acht Probanden wurden aus dem Kollektiv aufgrund verschiedener Gründe ausgeschlossen (BPS,
Urethritis, Finasterid, Testosteron-Substitution, Immunsuppression, Glukokortikoide), so dass 581 Probanden in die finale
Analyse angeschlossen werden konnten. Alle Probanden erhielten einen Fragbogen. Dieser erfasste detailliert, Häufigkeit,
Distanz und die mit dem Fahrrad zurückgelegten Wegstrecken am Tag der PSA-Bestimmung. Die erhobenen Daten wurden
statistisch ausgewertet.
Ergebnisse: Die Studie konnte keinen Zusammenhang zwischen täglichem Fahrradfahren (bis zu 90 km pro Tag) und der
Höhe des PSA-Wertes aufzeigen. Auch intensives Radfahren (10-35 km) am Tag des PSA-Test zeigte keinen signifikanten
Einfluss auf den PSA-Wert im Vergleich zur Kontrollgruppe. Auch zwischen der zurückgelegten Distanz und den PSA-Werten
konnte kein statistisch signifikanter Unterscheid nachgewiesen werden (km/Woche:Pearson´s r=-0.06, p=0.272; km/Tag am
Testtag Pearson´s r=-0.04, p=0.400).
Diskussion: Aufgrund der großen Studienpopulation schließt die Studie erstmals hinreichend sicher einen Zusammenhang
zwischen Radfahren und einem dadurch erhöhten PSA-Wert in dieser Altersgruppe aus. Ob diese Schlussfolgerung auf andere
Altersgruppen, auf Menschen mit intensiverem Radfahren, oder auf Menschen mit Prostatapathologien übertragen werden kann,
müssen weitere Studien klären.

 

V19 – Einflussfaktoren auf das Outcome nach radikaler Prostatektomie und Cystektomie
V19.6 – Risikokompetenz, Informationsbedarf und Krankheitsangst von Patienten mit einem lokal begrenzten Prostatakarzinom
F. Kendel*1, L. Helbig*2
1Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland, 2Charité Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische
Psychologie, Berlin, Deutschland
Hintergrund: Bei der Entscheidung für eine Therapie des lokal begrenzten Prostatakarzinoms (LPCa) ist die Einschätzung,
welche Risiken und Nebenwirkungen mit den zur Verfügung stehenden Therapien verbunden sind, handlungsleitend. Die
subjektive Einschätzung des Mortalitätsrisikos durch Patienten mit einem LPCa spielt dabei eine besondere Rolle. Ziel der
Studie war eine Untersuchung des Zusammenhangs von Informationsbedarf und Krankheitsangst mit der Einschätzung des
Mortalitätsrisikos in Abhängigkeit von verschiedenen Behandlungsstrategien.
Methode: Wir führten eine querschnittliche, multizentrische Studie mit Patienten mit einem LPCa (N = 292) und einer
Therapiedauer von 1-6 Jahren durch. Männer unter Active Surveillance (AS) und nach radikaler Prostatektomie (RP)
beantworteten Fragebögen zu Krankheitsangst und Informationsbedarf sowie der numerischen Einschätzung des
krankheitsspezifischen Mortalitätsrisikos.
Ergebnisse: Das krankheitsspezifische Mortalitätsrisiko wurde durchschnittlich von beiden Patientengruppen stark überschätzt.
Dabei wurde das mit AS verbundene Risiko von RP Patienten doppelt so hoch eingeschätzt wie von AS Patienten (50.9% vs.
24%, p < 0.001). Über 90% der Patienten beider Gruppen gaben einen hohen bzw. extrem hohen Informationsbedarf an. Je
höher der Informationsbedarf war, desto mehr unterschiedliche Informationsquellen wurden genutzt. Die Zahl der genutzten
Informationsquellen (r = 0.243; p < 0.001) und die Krankheitsangst (r = 0.359; p < 0.001) waren mit einer Überschätzung des
Mortalitätsrisikos assoziiert.
Diskussion: Die Überschätzung der Risiken deutet auf Fehlinformationen hin. Möglicherweise werden allerdings nicht mehr
Informationsquellen benötigt, sondern transparente und einfach dargestellte Informationen.

 

V19.7 – Bereuen Männer mit einem lokal begrenzten Prostatakarzinom ihre Therapieentscheidung?
C. Hilger*1, F. Kendel*1
1Charité Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Psychologie, Berlin, Deutschland
Einleitung: Männer mit einem lokal begrenzten Prostatakarzinom (PCa) müssen bei der Entscheidung für eine Therapie das
erhöhte Progressionsrisiko und eine eventuell erhöhte psychische Belastung bei der aktiven Überwachung (Active Surveillance,
AS) gegen das höhere Risiko von teilweise irreversiblen Nebenwirkungen nach der radikalen Prostatektomie (RP) abwägen. Ziel
dieser Studie war es zu erfassen, ob Veränderungen in der erektilen Funktion (EF) und depressive Symptome ein Bereuen der
Therapieentscheidung erklären können.
Material und Methoden: Männer mit einem lokal begrenzten PCa mit AS oder RP als primäre Therapieoption (N=292) wurden
nach Therapiedauer gematcht (M = 47.9±15.4 Monate). Psychosoziale Parameter wurden mit Selbstberichtsfragebögen
erhoben, klinische Parameter mit Case Report Forms.
Ergebnisse: Die Männer waren durchschnittlich 70±7.2 J. alt. RP Patienten bereuten häufiger ihre Therapieentscheidung (p<
.001, d=.50), berichteten mehr Veränderungen in der EF (p< .001, d=1.2) sowie höhere Depressivitätswerte (p=.01, d=.30). In
der Regressionsanalyse war Depressivität auch nach Adjustierung für Alter und klinische Variablen ein signifikanter Prädiktor
für das Bereuen der Therapieentscheidung (B=0.52, p< .001). Bei RP-Patienten war der Zusammenhang zwischen
Depressivität und dem Bereuen der Therapieentscheidung umso ausgeprägter, je stärker die Veränderungen der EF waren
(Interaktion zwischen EF und Depressivität: B=0.52, p< .001).
Schlussfolgerung: Männer nach RP bereuen häufiger ihre Therapieentscheidung als Männer unter AS. Auch im langfristigen
Verlauf sollten depressive Symptome und Nebenwirkungen der Therapien besondere Beachtung finden.

 

V21 – Prostatakarzinom – sind mpMRT-gestützte Biopsien unverzichtbar?
V21.6 – Serum miRNAs verbessern die Tumorvorhersage und Klassifikation vor MRT-Ultraschall fusionierter Prostatabiopsie
B. Keck1, A. Kahlmeyer1, J. Poellmann*1, T. Jansen*1, F. Kunath1, H. Taubert*1, B. Wullich1, S. Wach*1
1Urologische und Kinderurologische Universitätsklinik Erlangen, Erlangen, Deutschland
Einleitung: Wir initiierten eine prospektive Studie zur Evaluation des diagnostischen Zusatznutzens eines Serum-basierten
miRNA Panels für die Prädiktion und Klassifikation von Prostatakarzinomen vor geplanter fusionierter Prostatabiopsie.
Material und Methode: Einschluss von 136 Patienten mit kombinierter systematischer und gezielter MRT-Ultrasschall
fusionerter Prostatabiopsie nach mpMRT (3T) und Befundung nach PIRADS. Bestimmung der miRNA Expression ausgesuchter
miRNAs (miR-141, miR-375, miR-21-5p, miR-320b, miR-210-3p, let-7c, and miR-486) im Serum durch qPCR Analyse (133
Patienten). Alter, PSA, Vorbiopsie und PIRADS Score mit und ohne Serum miRNA Panel, wurden als Kovariate für ein lineares
Regressionsmodell zur Tumorvorhersage und Gleason-risk Klassifikation verwendet.
Ergebnisse: Das mediane Alter der Patienten betrug 67 Jahre, das mediane PSA lag bei 11.75 ng/ml. 44 Patienten erhielten
eine primäre Biopsie und 79 Patienten eine Rebiopsie (Range 1-4). Die Tumorfindungsrate in der Primärbiopsie betrug 63.6%,
in der Rebiopsie 51.9%. Die Tumorvorhersage anhand klinischer Daten und PIRADS Score erbrachte einen PPV von 64.4%
und einen NPV von 60.6%. Durch die Hinzunahme der miRNA Analyse zu diesem Modell konnte ein PPV und NPV von 73.2%
bzw. 72.2% beobachtet werden. Hinsichtlich der Vorhersage eines Gleason Scores ≤7 vs. ≥8 war ein Zugewinn der prädiktiven
Genauigkeit von 57.6% auf 64.1% möglich.
Schlussfolgerung: Durch die Kombination von Serum-miRNAs mit klinischen Daten und PIRADS Score kann die Prädiktion
der Tumorfindungsrate eines Prostatakarzinoms verbessert werden. Außerdem erscheint die Vorhersage der Diagnose eines
high-risk Prostatakarzinoms durch die Hinzunahme der miRNA Analyse exakter möglich zu sein.

 

V21 – Prostatakarzinom – sind mpMRT-gestützte Biopsien unverzichtbar?
V21.7 – MRT/US Fusionsbiopsie der Prostata: Wie viele Proben aus der Zielläsion sind wirklich nötig?
A. Tiemeyer*1, S. Tewes*2, M. Peperhove*2, D. Hartung*2, S. Pertschy*2, M.A. Kuczyk1, F. Wacker*2, K. Hueper*2, I. Peters1
1Klinik für Urologie und urologische Onkologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland, 2Institut für
Diagnostische und Interventionelle Radiologie Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
Einleitung: Eine klare Empfehlung wie viele Proben aus einer MRT Zielläsion entnommen werden sollen existiert nicht. In den
meisten Studienprotokollen wurden je 1-2 Proben entnommen. Ziel unserer Studie war es zu evaluieren, ob die
Prostatakarzinomdetektionsrate (CDR) durch eine 2. oder 3. gezielte Probe verbessert wird.
Material und Methoden: Zwischen 07/2012 und 10/2016 wurde bei 154 Patienten mit klinischem Verdacht auf ein
Prostatakarzinom (PCa) eine MRT/Ultraschall softwarebasierte Fusionsbiopsie durchgeführt. Bei 79/154 Patienten wurde der
transrektale (TR) und bei 75/154 Patienten der transperineale (TP) Zugangsweg gewählt.
Ergebnisse: In der TR Kohorte wurden pro Patient 8±3 Proben entnommen, von denen 3±1 aus der Zielläsion stammten. In der
TP Kohorte wurden 12±1 Proben entnommen; 3±1 davon aus der Zielläsion. In 26/79 TR Patienten wurde ein PCa durch die
zielgerichtete Biopsie nachgewiesen. Bei 18/26 (69%) Patienten gelang der Nachweis mit der 1. Zielprobe, bei 7/26 (27%) mit
der 2. Probe und bei 1/26 (4%) mit der 3. Probe. Die CDR konnte durch die Entnahme von ≥2 Proben von 23% mit einer auf
32% und 33% mit der 2. und 3. Probe verbessert werden.
In der TP Kohorte hatten 54/75 Patienten ein PCa. In 44/54 (82%) Patienten gelang der Nachweis mit der 1., in 10/54 (19%)
mit der 2. Probe. In dieser Kohorte konnte durch eine 3. Probe kein weiteres PCa detektiert werden. Die CDR konnte durch die
Entnahme von ≥2 Proben von 59% mit einer auf 72% mit zwei Proben verbessert werden.
Schlussfolgerung: In 20-30% der Fälle erfolgte der PCa Nachweis erst durch die 2. oder sogar 3. Probe aus der Zielläsion.
Weitere prospektive Studien sind nötig, um diese Ergebnisse zu überprüfen. Jedoch ist scheint die Entnahme von ≥1 Probe aus
der Zielläsion gerechtfertigt.

 

V23 – PET-CT/MRT Bildgebung Prostatakarzinom
V23.6 – PSMA-Boosting – ein effektiver Weg zur Detektion von Metastasen eines Prostata-Karzinom
C. Leitsmann1, P. Thelen1, J. Meller*2, C.-O. Sahlmann*2, B. Meller*2, L. Trojan1, A. Strauß1
1Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Urologie, Göttingen, Deutschland, 2Universitätsmedizin Göttingen, Abteilung für
Nuklearmedizin, Göttingen, Deutschland
Einführung: Zum Staging des Prostatakarzinoms (PCa) steht eine neue Methode mit dem 68Ga-PSMA-PET/CT zur Verfügung,
die im Gegensatz zur bisher verwendeten Cholin-PET/CT auch bei niedrigen PSA-Werten (< 2 ng/ml) eine höhere Sensitivität
aufzuweisen scheint. Die Grenze des 68Ga-PSMA-PET/CT zeigt sich nach Datenlage bei niedrigen PSA-Werten < 0,3 ng/ml.
In-vitro konnte von Meller et. al. gezeigt werden, dass durch Androgendeprivation (AD) die PSMA-Expression auf Pca-Zellen
erhöht werden kann. Ziel dieser Arbeit war die Evaluation der Sensitivität der PET/CT vor und nach AD in der Rezidivsituation.
Methodik: Wir untersuchten 5 Patienten mit einem biochemischen Rezidiv eines PCa’s mittels PET/CT. Bei im folgenden
unklarer Situation hinsichtlich einer Tumormanifestation erhielten alle Patienten nach der PET/CT einen GnRH-Antagonisten
(Degarelix). Nach 6-11 Tage wurde die PET/CT wiederholt und die Ergebnisse mit den Testosteronspiegeln und PSA-Werten
verglichen.
Ergebnisse: Bei 2/5 Patienten war ein Anstieg des Uptake nach AD in der PET/CT zu verzeichnen, so dass bildmorphologisch
die Existenz lymphogener bzw. ossärer Metastasen nachweisbar wurde. 1/5 zeigte einen unklaren PSMA-positiven pulmonalen
Befund in beiden Untersuchungen mit einer Verminderung des Uptake 2/5 zeigten weder in der ersten noch in der zweiten
Untersuchung PSMA-positive Befunde. Das mediane PSA war vor dem ersten PET-CT 0,27 ng/ml, die Serum-Testosteronlevel
fielen von median 2,95 μg/l auf median 0,16 μg/l nach ab.
Zusammenfassung: Die Ergebnisse zeigen, dass prinzipiell die Möglichkeit besteht, durch eine AD die Sensitivität der PET/CT
zu erhöhen. In weiteren, systematischen Studien sollte die optimale AD und der optimale Zeitabstand zwischen Medikation und
PET/CT bestimmt werden.

 

V23 – PET-CT/MRT Bildgebung Prostatakarzinom
V23.8 – Stellenwert der 68Ga-PSMA-PET/CT in der Rezidivdiagnostik nach primär kurativer Therapie des Prostatakarzinoms
I. Simunovic1, H. Kübler1, B. Polat*2, A. Becker*3, T. Bley*4, A.K. Buck*5, C. Bluemel*5
1Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Deutschland, 2Klinik und
Poliklinik für Strahlentherapie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Deutschland, 3Medizinisches Versorgungszentrum am
Klinikum Ansbach, Ansbach, Deutschland, 4Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum
Würzburg, Würzburg, Deutschland, 5Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg,
Deutschland
Einleitung: Ziel der Arbeit war die Erhebung der Detektionsrate der 68Ga-PSMA-PET/CT bei primär kurativ behandelten
Patienten mit Prostatakarzinom und wieder ansteigendem PSA-Wert.
Material und Methoden: 283 konsekutive Patienten mit erhöhtem PSA-Wert nach primär kurativer Behandlung erhielten ein
68Ga-PSMA-PET/CT im Zeitraum von Dezember 2013 bis Juli 2016 und wurden in die retrospektive Analyse eingeschlossen.
Das mittlere Patientenalter betrug 69,87 ± 7,20 Jahre. Der mittlere PSA Wert bei Durchführung der Untersuchung betrug 7,77 ±
11,56 ng/ml, wobei der mittlere PSA Wert bei den Patienten nach radikaler Prostatektomie (83,4%) 3,00 ± 3,66 ng/ml und bei
den Patienten nach primärer Strahlentherapie (12,7%) 39,63 ± 62.22 ng/ml betrug. Die Detektionsraten wurden mit den PSAWerten
und der PSA-Kinetik korreliert.
Ergebnisse: 55,1% (156/283) der Patienten zeigten malignomsuspekte Läsionen in 68Ga-PSMA PET/CT, wobei 44,4%
(63/142) der Patienten mit einem PSA-Wert < 1 ng/ml, 55,4% (31/56) der Patienten mit einem PSA-Wert 1-2 ng/ml und 79,5%
(62/78) der Patienten mit einem PSA-Wert von >2 ng/ml ein positives PSMA PET/CT aufwiesen. Es zeigt sich keine Korrelation
mit der PSA-doubling time und der PSA Kinetik. Der PSA-Wert zum Zeitpunkt der Diagnostik lag in der PSMA-positiven
Gruppe bei 12,7±19,1 ng/ml und in der negativen bei 1,3±1,1 ng/ml. 25,6% (40/156) der Patienten zeigten nur ein Lokalrezidiv,
59,0% (92/156) Patienten zeigten Lymphknotenmetastasen und bei 26,3% (41/156) der Patienten wurden ossäre oder viszerale
Filiae nachgewiesen.
Schlussfolgerung: 68Ga-PSMA-PET/CT ist eine sensitive Methode zur Detektion von Tumorrezidiven bei wieder
ansteigendem PSA-Wert nach initial kurativer Therapie des Prostatakarzinoms. Die Detektionsrate steigt mit ansteigendem
PSA-Wert.

 

V23 – PET-CT/MRT Bildgebung Prostatakarzinom
V23.9 – Stellenwert der 68Ga-PSMA-PET/MRT: Das Risiko Lokalrezidive nach radikaler Prostatektomie durch die 68Ga-PSMAPET/
CT zu übersehen wird durch die PET/MRT signifikant verringert
J.P. Radtke1,2, M. Freitag*2,3, C. Kesch1, B. Hadaschik1,4, M. Roethke2, M. Gleave*5, D. Bonekamp*2, K. Kopka*6, M. Eder*6,
K. Wieczorek*7, C. Sachpekidis*3, P. Flechsig*8, F. Giesel*8, U. Haberkorn*8, M. Hohenfellner1, A. Dimitrakopoulou-Strauss*3,
H.-P. Schlemmer2
1Urologische Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg, Deutschland, 2Deutsches Krebsforschungszentrum, Abteilung
Radiologie, Heidelberg, Deutschland, 3Deutsches Krebsforschungszentrum, Klinische Kooperationseinheit Nuklearmedizin,
Heidelberg, Deutschland, 4Klinik für Urologie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland, 5University of British Columbia,
Vancouver Prostate Center, Vancouver, Kanada, 6Deutsches Krebsforschungszentrum, Radiopharmazeutische Chemie,
Heidelberg, Deutschland, 7Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland,
8Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung für Nuklearmedizin, Heidelberg, Deutschland
Einleitung: Der Tracer 68Gallium-Prostataspezifisches Membran Antigen (68Ga-PSMA) wird rasch in den Harntrakt
ausgeschieden, was zu einer signifikanten Traceraufnahme in der Harnblase führen kann. Diese Traceraufnahme kann sich
negativ auf die Detektion von Lokalrezidiven (LRs) von Prostatakarzinomen durch die PET auswirken. In dieser Arbeit
analysierten wir den zusätzlichen Nutzen der MRT im Rahmen einer 68Ga-PSMA-PET/MRT im Vergleich zur 68Ga-PSMAPET/
CT zur Detektion von LRs.
Material und Methoden: Insgesamt erhielten 119 Patienten mit biochemischem Rezidiv (BCR) nach radikaler Prostatektomie
(RP) sowohl eine 68Ga-PSMA-PET/CT, als auch im Anschluss eine -PET/MRT. Alle LRs wurden histologisch verifiziert (Biopsie
oder Resektion des Lokalrezidivs). Der Blasen-LR-Abstand und die Größe des Rezidivs in cm (Längs-
/Kurzachsendurchmesser) wurden in der axialen T2w-Sequenz der MRT gemessen und der Einfluss dieser Variablen auf die
LR-Detektion mittels logistische Regressionsanalysen analysiert.
Ergebnisse: 93 Patienten hatten mindestens eine suspekte Läsion im Becken. Die 68Ga-PET/MRT detektierte in 19 Patienten
ein LR (16%). Die 68Ga-PET/CT allein detektierte lediglich 10 (53%) dieser Patienten. Ein PET/CT-positives/PET-MRTnegatives
LR lag nicht vor. Der Unterschied in der Detektionsrate war statistisch signifikant (p=0.004). In der logistischen
Regressionsanalyse war die Blasen/LR-Abstand ein signifikanter Prädiktor der LR-Detektion (p=0.028), während die Größe des
LR nicht signifikant war (p=0.84).
Schlussfolgerung: 47% der LRs wurden durch die 68Ga-PSMA-11-PET-CT aufgrund der Traceraufnahme in die Blase nicht
detektiert. Diese LRs wurden durch die zusätzliche PET/MRT detektiert, was einen möglichen zusätzlichen Nutzen der hybriden
68Ga-PSMA-PET/MRT zeigt.

 

V26 – Was kann denn der Roboter noch in der urologischen Chirurgie?
V26.3 – Postoperative Komplikationen, Blutverlust und Trauma im Verlgeich zwischen DaVinci-roboterassistierten (DVPAE) und
offenen Prostataadenomenukliation nach Millin (OpenPAE)
C. Hamann1, C.-M. Naumann1, C. Colberg1, M.F. Hamann1, K.P. Jünemann1, D. Osmonov1
1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Kiel, Deutschland
Einleitung: Die DVPAE ist bis dato wenig untersucht, obwohl Vorteile in der intraoperativen Blutstillung, des geringeren
Traumas und komplikationsarmen postoperativen Verlaufes postuliert werden.
Material und Methoden: In der vorliegenden Studie wurden retrospektiv jeweils 17 Pat. nach DVPAE und OpenPAE untersucht
und die Komplikationen nach Clavien und Dindo klassifiziert. Weiterhin wurden der Hb-Abfall sowie der Spitzenwert des Creaktiven
Proteins als Ausdruck des intraoperativen Traumas zwischen beiden Gruppen ausgewertet.
Ergebnisse: Eine Übersicht der Parameter liefert Tabelle 1. Zwischen den Gruppen zeigte sich kein Unterschied hinsichtlich der
allgemeinen Patientencharakteristika wie Alter, PSA-Wert und Prostatavolumen sowie in der Liegedauer.
Hinsichtlich des Hb-Abfalls konnte kein signifikanter Unterschied zwischen beiden Gruppen festgestellt werden. Bei der DVPAE
zeigte sich ein signifikant niedrigeres postoperatives CRP und eine erhöhte OP-Dauer.
Die schwersten Komplikationen in der DVPAE-Gruppe waren eine postoperative Ureterorenoskopie und eine Fasziendehiszenz.
In der OpenPAE-Gruppe zeigten sich zwei Herzinfarkte, zwei Wundheilungsstörungen und eine TUR.

Schlussfolgerung: Die DVPAE zeigt ein deutlich geringeres Trauma und postoperatives Blutungsrisiko mit signifikant weniger
schwerwiegenden Komplikationen und Blutkonservengabe. Dies ist auf die deutlich bessere Möglichkeit der intraoperativen
Blutstillung sowie des minimalinvasivem Zugangsweges zurückzuführen. Dieser Vorteil wird durch die verlängerte OP-Dauer
erkauft, die das DaVinci-Verfahren mitbringt.

 

V30 – Belastungsinkontinenz: Vom Grosstiermodell zu neuen Sphinktermodellen
V30.6 – Erste 4-Jahres Ergebnisse der AdVance XP Schlinge in der Therapie der männlichen Post-Prostatektomie Inkontinenz
M. Grabbert1,2, A. Kretschmer1, B. Klehr1, C. Gozzi3, P. Rehder4, R. Homberg5, F. May6, P. Gebhartl7, C.G. Stief1, R.M.
Bauer1
1Klinikum der Universität München (LMU), Urologische Klinik und Poliklinik, München, Deutschland, 2Universitätsklinik Köln,
Klinik für Urologie, Köln, Deutschland, 3Marienklinik Bozen, Urologische Klinik, Bozen, Italien, 4Medizinische Universität
Innsbruck, Urologische Klinik, Innsbruck, Österreich, 5Sankt Barbara Klinik Hamm, Klinik für Urologie, Hamm, Deutschland,
6Klinikum Dachau, Urologische Klinik, Dachau, Deutschland, 7Klinikum Vöcklabrück, Urologische Klinik, Vöcklabrück, Österreich
Einleitung: Die AdVanceXP-Schlinge (AdVXP) wurde 2010 in Deutschland eingeführt. In der vorliegenden Studie werden
erstmalig multizentrische 4-Jahres Daten des AdVXP in der Therapie der männlichen Belastungsinkontinenz nach radikaler
Prostatektomie (PPI) vorgestellt.
Material und Methoden: Insgesamt wurden 115 Patienten in die Studie eingeschlossen. Patienten mit einem Urinverlust im
Liegen, einer vorhergehenden Inkontinenz Operation oder Radiatio und einer funktionellen Harnröhrenlänge unter 1cm in der
präoperativen endoskopischen Evaluation wurden ausgeschlossen. Postoperativ wurde ein 24-h-Padtest, die validierten IQOL
sowie ICIQ-UI SF Fragebögen und der IIEF-5- sowie IPSS-Score abgefragt. Patienten mit einem Urinverlust von 0-5g wurden
als geheilt bezeichnet, Patienten mit einer Reduktion des Urinverlust von >50% wurden als verbessert klassifiziert. Die
statistische Auswertung erfolgte mittels Wilcoxon-Test.
Ergebnisse: Der mittlere präoperative Urinverlust im 24-h-Padtest betrug 270,0 g. Nach einem Follow-up von 3 Monaten
(n=114) waren 64,9% der Patienten geheilt, bei 31,6% verbesserte sich die Harninkontinenz. Der mittlere Urinverlust reduzierte
sich signifikant auf 34,9 g (p< .001). Nach einem Follow-up von 48 Monaten (n=15) waren 60,0% der Patienten geheilt, bei
20,0% verbesserte sich die Harninkontinenz. Der mittlere Urinverlust reduzierte sich signifikant auf 21,8 g (p< .001). Die
Lebensqualität-Scores (IQOL und ICIQ-UI SF, jeweils p< 0,001) verbesserten sich beide signifikant.
Schlussfolgerung: Die AdVance XP Schlinge zeigt gute und verlässliche Ergebnisse in der Therapie der PPI sowie eine hohe
Zufriedenheit der Patienten und eine niedrige Komplikationsraten im Follow-up bis zu 4 Jahren, bei adäquater präoperativer
Selektion der Patienten.

 

V30 – Belastungsinkontinenz: Vom Grosstiermodell zu neuen Sphinktermodellen
V30.8 – Der Einfluss von perioperativen Komplikationen auf funktionelle und lebensqualitätsbezogene Ergebnisse nach
Implantation eines AMS800© zur Behandlung der Post-Prostatektomie-Harninkontinenz
A. Kretschmer1, T. Hüsch2, F. Thomsen*3, D. Kronlachner*3, A. Obaje4, R. Anding5, T. Pottek6, A. Rose7, R. Olianas8, A.
Friedl9, W. Hübner10, R. Homberg11, J. Pfitzenmaier12, F. Queissert13, C.M. Naumann14, C. Wotzka15, J.N. Nyarangi-Dix16,
B. Brehmer17, J. Schweiger18, A. Haferkamp2, R.M. Bauer1
1Klinik für Urologie, Klinikum der Universität München, München, Deutschland, 2Universitätsklinik Mainz, Mainz, Deutschland,
3Universitätsklinik Frankfurt, Frankfurt, Deutschland, 4St. Bernward Krankenhaus, Hildesheim, Deutschland, 5Universitätsklinik
Bonn, Bonn, Deutschland, 6Asklepios Klinik Hamburg West, Hamburg, Deutschland, 7Heliosklinikum Duisburg, Duisburg,
Deutschland, 8Klinikum Lüneburg, Lüneburg, Deutschland, 9Klinikum Göttlicher Heiland, Wien, Österreich, 10Klinikum
Weinviertel, Korneuburg, Österreich, 11St. Barbara Klinik, Hamm, Deutschland, 12Evangelisches Krankenhaus Bielefeld,
Bielefeld, Deutschland, 13Universitätsklinik Münster, Münster, Deutschland, 14Universitätsklinik Kiel, Kiel, Deutschland,
15Diakonieklinik Stuttgart, Stuttgart, Deutschland, 16Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg, Deutschland, 17Diakonieklinik
Schwäbisch-Hall, Schwäbisch-Hall, Deutschland, 18Katholisches Krankenhaus St. Johann Nepomuk, Erfurt, Deutschland
Einleitung: Der AMS800© stellt den Goldstandard zur Therapie einer persistierenden mittel- bis hochgradigen männlichen
Belastungsharninkontinenz (SUI) dar, ist jedoch mit einer hohen perioperativen Morbidität vergesellschaftet.
Material und Methoden: Die Einschlusskriterien umfassten: Nicht-neurogene SUI, primäre Implantation eines AMS800©
zwischen 2010 und 2012 in einem erfahrenen Zentrum (>200 Eingriffe), ≥3 Vorlagen/24h. Die Analyse der perioperativen
Komplikationen folgte etablierten Martin-Kriterien. Lebensqualität (QOL) wurde mittels validiertem IQOL-Score erhoben,
Kontinenz mittels ICIQ-SF. Die Endpunkte umfassten QOL, Explantation und Kontinenz und wurden univariat sowie multivariat
mittels binären Regressionsmodellen analysiert (p< 0,05).
Ergebnisse: Es wurden 105 Patienten aus 3 Zentren mit einem medianen Follow-up von 38 Monaten eingeschlossen. Es
zeigte sich ein Trend hin zu verkürzten AMS800©-Überlebensraten bei Patienten mit low-grade Komplikationen (Clavien I-II;
p=0,066, log-rank). In der multivariaten Analyse konnte das Auftreten von simultanen Komplikationen als unabhängiger
Risikofaktor für verkürztes AMS800©-Überleben gezeigt werden (95% CI 2,740-39,349, p=0,001). Komplikationen hatten keinen
Einfluss auf postoperative Kontinenz [p=0,489 (Blutung), p=0,489 (Harnretention), p=0,543 (Harnweginfekt)], und QOL
(p=0,522). In der multivariaten Analyse zeigte sich ein negativer Einfluss der Dauer der perioperativen Antibiotikagabe auf ICIQSF
(0,080-0,403, 0,003) und IQOL [(-3,353)-(-0,698), 0,004].
Schlussfolgerung: Wir präsentieren das funktionelle Outcome erfahrener europäischer Zentren. Komplikationen gehen mit
erhöhten Explantationsraten einher. Falls die Explantation vermieden werden kann, sind die funktionellen Ergebnisse
vergleichbar.

 

V30 – Belastungsinkontinenz: Vom Grosstiermodell zu neuen Sphinktermodellen
V30.9 – Frühe Ergebnisse einer Europäischen multizentrischen Untersuchung über die Erfahrungen mit dem artifiziellen
Sphinkter ZSI 375 für männliche Patienten mit Belastungsinkontinenz
T.S. Pottek1, I. Ostrowski*2, F. Neugart3
1Vivantes Klinikum Am Urban, Klinik für Urologie, Berlin, Deutschland, 2Regional Specialistic Hospital, Urology, Pulawy, Polen,
3Klinikum Mittelbaden, Baden-Baden, Deutschland
Einführung: An 7 unabhängigen Zentren wurden ZSI 375 – Sphinktere implantiert und nachuntersucht. Primäres Ziel war die
Kontinenz, sekundäre Ziele waren Verbesserung der Kontinenz und Komplikationen.
Material & Methoden: In einer retrospektiven, nicht-randomisierten multizentrischen Studie von Januar 2012 bis Dezember
2014 wurden 106 konsekutive Fälle erfasst mit moderater bis schwerer Inkontinenz. Die Nachsorge erstreckte sich bis
November 2015. Alle Kriterien der Deklaration von Helsinki 1975 / Tokyo 2008 wurden erfüllt.
106 Patienten mit einem mittleren Alter von 71.56 Jahren (8.9; 26-85).
Mittlere Zeit der Inkontinenz: 48.6 (11-132) Monate,
91% waren inkontinent > 1 Jahr vor Implantation
Die mittlere Zahl von Vorlagen pro Tag war 4.22,
Ergebnisse:
Postoperative Komplikationen traten auf in 24 Fällen (22,6%):
Infektionen: 2 Fälle (1.8%),
Postoperative Arrosion der Harnröhre: 19 Fälle (17.9%) in einer mittleren Zeit von 13.5 Monaten.
Mechanische Defekte mit Füllungsverlust: 3 Fälle (2.8%).
Explantationen insgesamt bei 24 Fällen (22.6%).
Kontinenz besteht bei 91,8 % der Fälle mit persistierendem Implantat, bei weiteren 8,2 % besteht eine Verbesserung.
Schlussfolgerung: In der bislang größten Fallsammlung von Implantationen der ZSI375 mit der längsten Nachverfolgungszeit
ergibt sich eine günstige Konstellation mit einer hohen Erfolgsrate in Bezug auf die Kontinenz.Die Komplikationsrate ist
vergleichbar mit den bisherigen Literaturangaben des Marktführers.Es wurden einige technischen Veränderungen durch die
Studiengruppe initialisiert, die inzwischen zu einer Folgeversion geführt haben, deren Ergebnisse noch nicht studiert sind.
Die Ergebnisse dieser Version werden in gleicher Weise verfolgt und beobachtet.