Kohlenstoff-Ionen-Bestrahlung

Die Patienten erhalten zunächst sechs Tage lang je eine Strahlenbehandlung mit schweren Kohlenstoff-Ionen, erklärt Professor Debus. Danach wird die Bestrahlung über sechs Wochen als “Intensitätsmodulierte Strahlen-Therapie” fortgeführt, die derzeit der Goldstandard bei der Strahlenbehandlung des lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinoms ist. Sowohl die in Heidelberg entwickelte Methode der intensitätsmodulierten Strahlen-Therapie als auch die Kohlenstoffionentherapie ermöglichen eine äußerst zielgenaue und schonende Bestrahlung.

Die Heidelberger Mediziner erwarten jedoch, dass durch die Verwendung von Kohlenstoffionen bei der Bestrahlung von Prostatakarzinomen die Ergebnisse noch weiter verbessert werden könnten. Erste japanische Studien zur Kohlenstoffionentherapie haben bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem Prostatakrebs bereits sehr gute Ergebnisse gebracht, berichtet Privatdozentin Dr. Daniela Schulz-Ertner, Oberärztin in der Heidelberger Radiologischen Klinik, die die Heidelberger Studie leitet.

Mehr als 80 Prozent der japanischen Patienten mit lokal fortgeschrittenem Prostatakrebs zeigten nach fünf Jahren keinen Rückfall der Erkrankung. Die Schwerionen werden über eine Beschleunigeranlage auf sehr hohe Geschwindigkeit gebracht und in den Tumor geschossen. Dort fügen sie dem Tumorgewebe irreparablen Schaden zu, schonen aber das umliegende Gewebe.

Die Heidelberger/ Darmstädter Bestrahlung hat einen wichtigen Vorteil gegenüber dem japanischen Verfahren: Sie benutzt das “intensitätsgesteuerte Rasterscan-Verfahren”, mit dem Tumoren präzise mit einer vorgegebenen Dosis-Verteilung bestrahlt und das gesunde Gewebe um den Tumor noch stärker geschont werden kann. Heilungschancen liegen über 70 Prozent.

Das Universitätsklinikum Heidelberg errichtet derzeit die europaweit erste Anlage zur Ionenstrahltherapie. Dort können ab 2007 jährlich ca. 1.000 Patienten behandelt und damit eine Versorgungslücke bei unbehandelbaren Tumoren geschlossen werden. Neben klinischen Studien zur Therapie von Kopf-/Hals- und Schädelbasistumoren, Weichteilsarkomen und pädiatrischen Tumoren mit Protonen und Kohlenstoffionen sollen auch weiterführende klinische Studien zur Bestrahlung beim Prostatakrebs durchgeführt werden. “Hierbei sollen die Heilungsraten nach einer Bestrahlung mit Kohlenstoffionen mit den Ergebnissen nach einer Protonentherapie oder aber einer intensitätsmodulierten Photonentherapie im Rahmen von klinischen Studien verglichen werden”, sagt Frau Dr. Schulz-Ertner.

Nebenwirkungen der Strahlentherapien
Gelegentlich kommt es zum Brennen beim Wasserlassen wie bei einer Blasenentzündung, oft auch zu Stuhldrang und krampfartigen Enddarmbeschwerden. In der Regel sind diese Nebenwirkungen problemlos mit Medikamenten zu behandeln. Hautreaktionen sind bei der Bestrahlung des Prostatakrebses eher selten, da aus verschiedenen Winkeln bestrahlt wird und somit die Haut an einer Stelle jeweils nur eine relativ geringe Dosis erhält. Selten kommt es zu Schrumpfungen der Blase. Gelegentlich können entzündliche Veränderungen im Enddarm auftreten, die sich als Geschwürbildungen oder Blutungen äußern. Dies kann besonders verstärkt der Fall sein, wenn der Betroffene Hämorrhoiden hat. Zu beachten ist, dass jede einzelne Strahlentherapie ihre eigene Art von Nebenwirkungen aufweist. Zur Abrundung der Information ist unbedingt ein Gespräch mit dem Strahlentherapeuten angebracht.