Sport bei Bestrahlung und einer Hormontherapie


Wir möchten auf die Frage eines Nutzers eingehen, der erfahren wollte, ob eine sportliche Betätigung eventuell kontraproduktiv wäre, wenn gleichzeitig noch eine Bestrahlung und eine Hormontherapie erfolgt. Die zugrundeliegende Überlegung bei dieser Frage ist, dass regelmäßige körperliche Betätigung zu einer Erhöhung des Testosteronwertes führt, was man ja eigentlich mit der Hormontherapie zu verhindern sucht.

Wir haben nachgefragt bei Prostatakebs-Experten und Progether-Initiator Prof. Thorsten Schlomm (Direktor Klinik für Urologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin). Laut ihm spreche absolut nichts gegen regelmäßige Bewegung gemäß der WHO-Empfehlungen (ca. 150 min moderate Bewegung pro Woche). So würde die Hormontherapie entweder die Wirkung des Testosterons an der Prostata abblocken (Androgenrezeptorblocker) oder gänzlich die Bildung von Testosteron im Körper verhindern und so zu einer generellen Reduktion des Testosteronwertes führen (LHRH-Antagonisten). Gerade bei der Therapie mit Androgenrezeptorblockern, wie sie als
Begleitung bei Strahlentherapien durchgeführt wird, wird das Testosteron an der Prostata „abgeblockt“, so dass keine negativen Konsequenzen zu fürchten sind. Aber auch während einer Therapie mit LHRH-Antagonisten ist eine Sorge unnötig, da diese generell zu einer Reduktion des Testosteronwertes führt, der auch nicht von Sport beeinflusst werden kann. Generell überwiegen im Gegenteil die positiven Effekte, da Sport Nebenwirkungen der Hormontherapie wie Fatigue, Osteoporose oder Antriebslosigkeit vermindern kann.
Auch die Kollegen der Abteilung Sportmedizin der Charité wiesen ausdrücklich auf diese positiven Auswirkungen hin. In diesem Zusammenhang möchten wir auch auf ein Modellvorhaben hinweisen, welches vielleicht für einige unserer Progether-Nutzer im Raum Berlin-Brandenburg interessant sein könnte. Die AOK Nordost hat zusammen mit der Abteilung Sportmedizin der Charité die Initiative „Sport nach Krebs“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, einen innovativen Weg zu finden, um betroffenen Versicherten eine hochwertige Sporttherapie zu ermöglichen, welche ihre Leistungsfähigkeit und körperliche Aktivität verbessert und längerfristig erhält. Oftmals ist es gerade auf dem Land schwierig, geeignete Krebssportgruppen in erreichbarer Nähe zu finden. Dieses Problem soll mit diesem Projekt angegangen werden.
In dem Modellvorhaben „Sport nach Krebs“ wird die begleitende, telemedizinische Sporttherapie erprobt und mit der Regelversorgung „Krebssportgruppe“ verglichen. Dazu werden die teilnehmenden Versicherten zufällig entweder einer Krebssportgruppe oder der telemedizinischen Sporttherapie zugeteilt. Die Teilnehmer erhalten im Rahmen des Modellvorhabens zusätzliche Leistungen in Form einer ausführlichen sportmedizinischen Untersuchung (dreimalig innerhalb von 12 Monaten) und eine persönliche Begleitung durch das sportwissenschaftliche Personal der Abteilung Sportmedizin der Charité Berlin.
Teilnehmen können AOK-Versicherte mit einer onkologischen Erkrankung, welche seit mind. 6 Wochen ihre Therapie (OP, Chemo und/oder
Bestrahlung) abgeschlossen haben. Sollten Sie Interesse haben und weitere Informationen wünschen, senden Sie eine E-Mail an: verena.krell@charite.de oder besuchen Sie die Internetseite der Sportmedizin der Charité: Sport nach Krebs