Therapie Entscheidung

PAP (deutsch SSP-Wert) = Prostataspezifische Saure Phosphatase (eigenen Anteil vom Arzt bestimmen lassen).
Diese PAP erlaubt eine Aussage zu der Wahrscheinlichkeit eines späteren PSA-Wiederanstiegs nach einer lokalen Therapie. Hierunter ist eine Totaloperation und/oder Strahlentherapie zu verstehen. Ist der PAP-Wert größer „3 ng/ml“, liegt die Wahrscheinlichkeit eines späteren PSA-Wiederanstiegs bei immerhin 60 %. Betroffene mit diesem Wert (über 3 ng/ml) sind demnach nach einer radikalen OP besonders rezidiv gefährdet. Liegt der PAP unter „3“, beträgt die Wahrscheinlichkeit nur 20%. Eine lokale Therapie ist somit nur anzuraten, wenn der PAP unter „3 ng/ml„“ liegt. Anderenfalls ist zusätzlich eine Hormonblockade angezeigt. Der Normwert liegt bei 2,6 oder weniger!

Erst wenn Sie diese Fakten besitzen, besteht eine Plattform für die wichtige Therapieentscheidung.

Generelle Beschreibung der möglichen Therapien (eine Auswahl!) beim Prostatakrebs. Orientieren Sie sich jetzt bitte mit Ihren so gut es geht abgesicherten Daten in den sogenannten Partin-Tabellen, haben Sie in einer besonderen Broschüre von der Selbsthilfegruppe erhalten!

Diese Partin-Tabellen geben Ihnen die statistischen Wahrscheinlichkeiten für

  • die Beschränkung des Krebses auf die Prostatakapsel
  • den Kapseldurchbruch oder –austritt
  • den Samenblasenbefall und den Lymphknotenbefall

Wundern Sie sich nicht, wenn Ihr Urologe die Partin-Tabellen nicht kennt oder sie als unwichtig ablehnt. Viele deutsche Urologen sind so! Nicht alle. Mit den Werten aus den Partin-Tabellen haben Sie einen sehr wichtigen Anhaltspunkt dafür, ob Ihr Krebs wahrscheinlich noch auf die Prostata beschränkt ist oder sich mit höherer Wahrscheinlichkeit bereits weiter im Körper ausgebreitet haben kann.

Danach und nach Ihrem persönlichen Befinden, sollten Sie entscheiden, ob Sie sich einer lokalen, d.h. nur die Prostata betreffenden, oder einer systemischen, d.h. den ganzen Körper betreffenden, Therapie unterziehen wollen.

Diese Entscheidung kann Ihnen keiner abnehmen, denn Sie müssen mit dem Ergebnis für den Rest Ihres Lebens zurechtkommen.

Lassen Sie sich aber auch von niemandem, auch nicht von Ihrem Arzt, zu einer schnellen und damit möglicherweise übereilten Entscheidung drängen. Wenn Ihr Arzt den Beleidigten spielt weil Sie um eine Bedenkzeit bitten, statt seinem Rat zu folgen und sich unverzüglich in den nächsten Tagen ins Krankenhaus zu begeben, dann wechseln Sie schleunigst den Arzt! Es geht nicht um die persönliche Befindlichkeit dieses Arztes, sondern darum, wie Ihr weiteres Leben verlaufen wird.

Es gibt keine selig machende Therapie, die allen anderen überlegen ist (die meisten Urologen halten trotzdem die Totaloperation für den Goldstandard). Jede Therapie hat Vor- und Nachteile, die zum Teil nur subjektiv zu beurteilen sind.

Der Prostatakrebs ist der sich am langsamsten ausbreitende Krebs überhaupt. In aller Regel haben Sie somit genug Zeit, sich mit den Vor- und Nachteilen der in betracht kommenden Therapien vertraut zu machen. Wirkliche Eile ist nur geboten bei einem aggressiven (d.h. Gleason-Summe 4+3 oder höher) oder sogar metastasierten Prostatakrebs. In diesen Fällen kommt eine lokale Therapie, Totaloperation, Strahlentherapie (extern oder brachy), hochintensiver fokussierter Ultraschall (HIFU) ohnehin nicht mehr in Betracht. Gerade darum ist es so wichtig, das Stadium Ihres Prostatakrebses genau zu kennen. Manche Ärzte möchten auch bei erkannter Metastasierung die Prostata noch durch eine Totaloperation entfernen lassen, mit der Begründung, dass damit die Tumormasse verringert werde. Fragen Sie diesen Arzt nach einer Studie, die bei dieser Vorgehensweise einen Überlebensvorteil nachgewiesen hat. Er wird Ihnen keine nennen können. Es gibt keine Überlebensvorteile! Richtig ist aber, dass die bei einer Metastasierung angesagte Hormonentzugstherapie die Tumormasse häufig in einem Maße verringert, dass der behandelnde Arzt, der nur die Totaloperation kennt, sehr verblüfft ist.
Beraten Sie sich auch intensiv mit Ihren Angehörigen. Sichere Heilung, d.h. Befreiung von Ihrem Krebs für den Rest Ihres Lebens, kann Ihnen keine Therapie versprechen. Ein Arzt, der Ihnen (wie es immer noch vorkommt) eine z.B. 98-prozentige Heilungschance bei einer Totaloperation verspricht (aber nie schriftlich garantieren wird!), hat keine Ahnung vom Prostatakrebs, oder er sagt Ihnen bewusst die Unwahrheit. Seriöse Ärzte (z.B. auch der oben genannte Prof. Walsh) geben selbst bei günstigsten Voraussetzungen (PSA-Wert unter 10, Gleason-Summe 3+3 oder niedriger, T1/T2, NOMO) eine Versagensquote von etwa 30% an, d.h. bei fast jedem dritten Patienten mit einer Totaloperation und bei günstigen Voraussetzungen meldet sich der Krebs irgendwann wieder, bei weniger günstigen Voraussetzungen ist die Rückfallquote noch höher. Bisher gibt es keinen Weg vorherzusagen, wer zu den 70% der Geheilten und wer zu den 30% nicht Geheilten gehören wird.

Es gibt im wesentlichen fünf Therapiearten:

  • die Prostataentfernung,
  • die Strahlentherapie
  • die Hormonblockade
  • Watchful Waiting (beobachtendes Abwarten)
  • Active Surveillance (aktive Überwachung)

Die totale Prostataentfernung beseitigt den Krebs zusammen mit der Prostata, die herausoperiert wird. Allerdings können Metastasen, die sich u.U. schon in anderen Körperteilen festgesetzt haben, nicht entfernt werden.

Die Strahlentherapie, besonders die Brachy-Therapie, tötet mit Strahlen den größten Teil der Zellen in der Prostata und zum Teil auch im angrenzenden Gewebe.

Die Hormonblockade bringt den hormonabhängigen Prostatakrebs, der zu 95% der Krebsmasse ausmacht, im gesamten Körper zum Zelltod. Allerdings wächst ein hormonunempfindlicher Krebs weiter.

Abwartendes Beobachten kann beim Prostatakrebs im Anfangsstadium ein durchaus sinnvoller Weg sein, weil kein Mensch weiß, ob der Krebs jemals gefährlich wird. Der Krebs kann sich aber auch plötzlich explosionsartig ausbreiten.

Active Surveillance (diese aus dem Englischen stammende Bezeichnung wird auch im deutschen Sprachgebrauch überwiegend benutzt) ist keine tatsächliche Therapie, sondern eine Behandlungsstrategie. Ihr liegt die Erkenntnis zugrunde, dass bei vielen Männern zwar ein Prostatakrebs diagnostiziert wird, dieser aber zeitlebens keine Symptome verursachen wird und darum nicht behandlungs-, wohl aber beobachtungsbedürftig ist. Bisher wurden solche Männer durchweg einer “kurativen Therapie” unterzogen, d. h. operiert oder bestrahlt und damit übertherapiert mit lebenslangen Folgen.