Berlin – Eine noch stärkere Einbindung von Patienten in die onkologische Forschung und ein Ausbau von Netzwerkstrukturen wurde heute im Rahmen der Eröffnungspressekonferenz zum 36. Deutschen Krebskongress gefordert. Gerade mit Blick auf die personalisierte Medizin sei dies unabdingbar.
Die genomische Medizin ermögliche eine präzise molekulargenetische Diagnostik, auf deren Grundlage Patientinnen und Patienten häufig eine individualisierte Krebstherapie erhalten könnten, sagte Kongresspräsident Reinhard Büttner, Direktor des Instituts für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie an der Uniklinik Köln.
Dafür benötige man Expertenwissen, das spezialisiert sei. Einzelne Behandelnde könnten nicht den alleinigen Überblick über alle neusten Entwicklungen und Therapieansätze behalten. „Interdisziplinarität und Interprofessionalität sind deshalb der Schlüssel zum Erfolg“, so Büttner.
Zudem müssten die vernetzten Versorgungsstrukturen möglichst transparent für die Patienten sein und die Zusammenarbeit mit Patientenorganisationen weiter verstärkt werden.
„Wir brauchen insbesondere in der Forschung mehr Beteiligung von Krebsbetroffenen“, betonte Bärbel Söhlke, Mitgründerin und Vorsitzende der Patientenvereinigung zielGENau. Im englischsprachigen Raum würden seit mehr als 20 Jahren Krebsbetroffene in Krebsforschungsprojekte einbezogen – Deutschland stehe hier erst am Anfang der Entwicklung.
Eine strukturierte Patientenbeteiligung in der Forschung könne dazu beitragen, bessere Therapien zu entwickeln – etwa durch die Auswahl an Forschungsfragen und die Festlegung von patientenrelevanten Endpunkten.
Gerade in der genomischen Medizin könnten Patientenorganisationen bei der Studienrekrutierung behilflich sein und innerhalb ihrer Netzwerke dazu aufrufen, Daten für eine zentrale Datenbank oder mutationsspezifische Register zur Verfügung zu stellen, Tumormaterial für die Forschung zu spenden oder direkte Erfahrungen einzubringen, so Söhlke. © aha/aerzteblatt.de