Cabazitaxel bei metastasierendem Prostatakrebs

Aktuelle Studiendaten belegen, dass mit Docetaxel und Abirateron oder Enzalutamid vorbehandelte Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom mit Cabazitaxel progressionsfrei und länger überleben als mit einem weiteren Blocker des Androgenrezeptorsignalwegs.

Prostata

Hintergrund

Für Patienten mit metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom (metastatic castrationresistant prostate cancer [mCRCP]) gibt es einige Behandlungsoptionen, jedoch nur wenige Daten, die die Entscheidung über die Sequenz der möglichen Behandlungen unterstützen.

Es gibt Hinweise darauf, dass Patienten nach Fortschreiten der Erkrankung möglicherweise nicht auf einen Inhibitor des Androgenrezeptorsignals wie Abirateron oder Enzalutamid ansprechen, wenn sie zuvor einen anderen Hemmer Androgenrezeptorsignalweg-Blocker erhalten hatten. Eine frühere Studie lieferte Anhaltspunkte dafür, dass sich eine teilweise Kreuzresistenzen zwischen Hemmern des Androgenrezeptorsignalwegs und Docetaxel entwickeln können.

Androgenrezeptorsignalweg-Blocker und Docetaxel werden häufig in früheren Stadien der Erkrankung angewendet, und es ist wahrscheinlich, dass die meisten Patienten, für die eine Chemotherapie in Frage kommt, beides in der einen oder anderen Folge erhalten haben.

Cabazitaxel ist ein Taxan der nächsten Generation und wurde für die Behandlung von mCRCP bei Patienten zugelassen, die zuvor eine Docetaxel-haltige Therapie erhalten haben.

Zielsetzung

In der CARD-Studie (Cabazitaxel Versus the Switch to Alternative AR-targeted Agent mCRPC Patients Previously Treated With Docetaxel and Who Rapidly Failed a Prior AR-targeted Agent) sollte untersucht werden, ob Cabazitaxel bei Patienten, die zuvor mit Docetaxel und einem Hemmer des Androgenrezeptorsignalwegs (Abirateron oder Enzalutamid) behandelt worden waren, dem jeweils anderen Hemmer des Androgenrezeptorsignalwegs überlegen wäre.

Dr. de Wit vom Department of Medical Oncology am Erasmus Medical Center in Rotterdam in den Niederlanden und Kollegen untersuchten die Fragestellung in einer randomisierten, offenen multizentrischen klinischen Studie der Phase IV. Die Ergebnisse wurden kürzlich im New England Journal of Medicine veröffentlicht [1].

Methodik

Patienten mit mCRPC, die zuvor mit Docetaxel behandelt worden waren, und bei denen innerhalb von zwölf Monaten nach Beginn der Behandlung mit einem Hemmer des Androgenrezeptorsignalwegs eine Progression aufgetreten war, wurden nach dem Zufallsprinzip einer der folgenden beiden Behandlungen zugeteilt: einer intravenöse Gabe von Cabazitaxel (25 mg/m2 Körperoberfläche) alle drei Wochen plus Prednison täglich und Granulozytenkolonie-stimulierendem Faktor oder dem anderen Hemmer des Androgenrezeptorsignalwegs (1000 mg Abirateron plus Prednison täglich oder 160 mg Enzalutamid) täglich.

Der primäre Endpunkt war das anhand Bildgebung bestätigte progressionsfreie Uberleben. Als sekundäre Endpunkte wurden das Uberleben, die Therapieantwort und die Sicherheit bewertet.

Ergebnisse

Die Studie wurde an 62 Zentren in 13 europäischen Ländern durchgeführt. Insgesamt wurden 255 Patienten randomisiert. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 9,2 Monaten wurde bei 95 von 129 Patienten (73,6%) in der Cabazitaxelgruppe eine mittels Bildgebung bestätigte Progression oder der Tod berichtet. In der Gruppe, die einen weiteren Hemmer des Androgenrezeptorsignalwegs erhalten hatte, waren dies 101 von 126 Patienten (80,2%) (Hazard Ratio 0,54; 95%-Konfidenzintervall [CI] 0,40 bis 0,73; P<0,001).

Das mediane, anhand Bildgebung bestätigte progressionsfreie Überleben betrug 8,0 Monate unter Cabazitaxel und 3,7 Monate unter einem Hemmer des Androgenrezeptorsignalwegs. Das mediane Gesamtüberleben betrug 13,6 Monate unter Cabazitaxel und 11,0 Monate unter einem Hemmer des Androgenrezeptorsignalwegs (Hazard Ratio für Tod 0,64; 95%-CI 0,46 bis 0,89; P=0,008). Das mediane progressionsfreie Überleben betrug 4,4 Monate unter Cabazitaxel und 2,7 Monate unter einem Hemmer des Androgenrezeptorsignalwegs (Hazard Ratio für Progression oder Tod 0,52; 95%-CI 0,40 bis 0,68; P<0,001).

Eine Antwort des prostataspezifischen Antigens trat bei 35,7% bzw. 13,5% der Patienten unter Cabazitaxel bzw. unter einem Hemmer des Androgenrezeptorsignalwegs auf (P<0,001), ein Ansprechen des Tumors konnte bei 36,5% bzw. 11,5% der Patienten beobachtet werden (P=0,004).

Unerwünschte Ereignisse vom Grad 3 oder höher traten bei 56,3% der Patienten auf, die Cabazitaxel, und bei 52,4% der Patienten, die einen Hemmer des Androgenrezeptorsignalwegs erhalten hatten. Es wurden keine neuen Sicherheitssignale identifiziert.

Fazit

Die Studienautoren schließen aus den Studiendaten, dass die Behandlung mit Cabazitaxel im Vergleich zur Behandlung mit einem Hemmer des Androgenrezeptorsignalwegs (Abirateron oder Enzalutamid) bei Patienten mit mCRPC, die zuvor mit Docetaxel und dem jeweils anderen Hemmer des Androgenrezeptorsignalwegs behandelt worden waren, einige klinische Ergebnissen signifikant verbesserte.

Als Einschränkungen der Studie geben die Autoren das offene Design und eine fehlende zentrale Beurteilung der Bildgebungsergebnisse an. Außerdem wurde die Analyse über den Einfluss der Reihenfolge der Gabe von Abirateron und Enzalutamid post-hoc durchgeführt. Die Überlegenheit von Cabazitaxel über den Hemmer des Androgenrezeptorsignalwegs zeigte sich unabhängig davon, ob Abirateron oder Enzalutamind zuerst gegeben worden war.

Die Studie ist unter der Nummer NCT02485691 bei ClinicalTrials.gov registriert wurde von der Firma Sanofi finanziert.

Autor: Dr. Elke Schlüssel (Medizinjournalistin)

Stand: 18.10.2019