COVID-19: Streit um Tests, fehlende Strategie, weniger Schadstoffe, mehr Müll

Dr. med. Thomas Kron  Aktuelles im Fokus  08.03.2021

Laut Robert-Koch-Institut sind dem Berliner Institut gestern 8103, innerhalb von 24 Stunden aufgetretene  Corona-Neuinfektionen gemeldet worden. Das sind etwas mehr als vergangenen Sonntag (7890). Deutlich geringer als vor einer Woche ist die Zahl der gemeldeten neuen Todesfälle (96 im Vergleich zu 157). Etwas gestiegen ist die Sieben-Tages-Inzidenz (66,1 im Vergleich zu 65,6 am Tag zuvor). 

Die Impfquote in Deutschland steigt zwar, allerdings nur langsam. Bislang sind knapp drei Prozent der erwachsenen Bürger in Deutschland vollständig geimpft; 5,9 Prozent haben die erste Impf-Dosis erhalten. Es wird allerdings damit gerechnet, dass die Zahl der Geimpften durch die Einbindung niedergelassener Ärzte und die erweiterte STIKO-Empfehlung für den AstraZeneca-Impfstoff rasch steigen wird. Ausserdem werde die EU ab April deutlich mehr Impfstoffdosen bekommen als bisher, so Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in einem Interview mit der Tageszeitung „Der Standard”. Im Januar und Februar seien von den Herstellern 20 beziehungsweise 30 Millionen Impfdosen geliefert worden, im März sei von 50 Millionen Dosen auszugehen. Ab April könnten sich die Mengen noch mal verdoppeln. 

Folgt nach der Impfmisere die Testmisere?

Seit einigen Tagen drehen sich viele Diskussionen zur Corona-Pandemie um Schnell- und Selbsttests. In Deutschland sind bisher sieben Selbsttests zugelassen (Stand: 5. März). Am vergangenen Samstag hat im Einzelhandel der Verkauf von Selbsttests begonnen. Allerdings sind die Tests vielerorts rasch verkauft gewesen. Dies hat auch auf den Online-Handel zugetroffen. Medienberichten zufolge wollen nach Aldi und Lidl auch Supermärkte von Rewe und Edeka, Drogeriemarkt-Ketten und Apotheken in den kommenden Tagen Selbsttests anbieten.

Ab heute soll jeder Bürger wöchentlich einen kostenlosen Corona-Schnelltest erhalten. Allerdings werde das nicht sofort und überall der Fall sein. Wie viele Tests verfügbar sind, ist zudem unbekannt, wie SPD-Gesundheitspolitker Karl Lauterbach gestern bei „Anne Will” gesagt hat. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wird daher von mehreren Seiten heftig kritisiert, etwa von SPD-Politikern. So sagte Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, der „Funke Mediengruppe“: „Mitte Februar hat Gesundheitsminister Jens Spahn kostenlose Schnelltests für alle versprochen. Und er hat behauptet, er habe für Deutschland 500 Millionen Tests vertraglich gesichert. Das war ein großes Versprechen und hat sehr hohe Erwartungen geweckt, die er nicht einhalten konnte.“ Ihr Land habe nun selbst Tests beschafft, sagte Dreyer, die sich derzeit im Wahlkampf befindet und kommenden  Sonntag die Landtagswahl gewinnen will. Verärgert gezeigt hat sich auch Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, die dem Bund und Jens Spahn vorgeworfen hat, bei der Beschaffung von Schelltest und der notwendigen Logistik versagt zu haben. Sie habe kein Verständnis dafür, dass die Bundesregierung nicht dafür gesorgt habe, „dass wir die Lieferungen von Selbsttests für Kitas und Schulen bekommen, bevor Aldi versorgt wird“, so Manuela Schwesig. Wenig Vertrauen weckt und kritisch gesehen wird auch, dass es noch immer keine Teststrategie gibt und jetzt eine Taskforce zur Schnelltestlogistik ausgerechnet von Jens Spahn und Verkehrsminister Andy Scheuer geleitet werden soll. Etwas Optimismus verbreitet Kanzleramtsminister Helge Braun: „Wenn wir jedem in Deutschland ein Impfangebot gemacht haben, dann können wir zur Normalität in allen Bereichen zurückkehren“, so Braun gegenüber der Funke Mediengruppe. „Und alle Einschränkungen fallen.“ Dazu werde es im Sommer kommen – unter zwei Bedingungen: „Die Impfstoffhersteller halten ihre Lieferversprechen ein. Und es taucht keine Mutante auf, die den ganzen Impferfolg infrage stellt.“

 Schadstoffemissionen reduziert, Verpackungsmüll vermehrt

Eine frohe Botschaft für Umweltschützer im Allgemeinen und Gegner von PKW- und LKW-Verbrennungsmotoren im Besonderen hatten letzte Woche Wissenschaftler der Universität Innsbruck zu melden: Messungen zeigten, dass durch die Verkehrseinschränkungen während des ersten Lockdowns die Schadstoffemissionen stark zurückgegangen seien, deutlich stärker als die Kohlendioxidemissionen. Die Studie bestätige die Vermutung, dass der Verkehr als Quelle der Stickoxidbelastung in Städten deutlich unterschätzt wird und für über 90 Prozent dieser Schadstoffe verantwortlich ist. Weniger erfreulich ist hingegen, was die Autoren einer internationalen Studie melden: Danach wird während der Pandemie mehr Müll produziert Forscher festgestellt haben: „Die internationale Studie analysiert den Konsumverbrauch und das Abfallaufkommen seit der COVID-19-Pandemie“, so Studienkoordinator Professor Walter Leal, Leiter des Forschungs- und Transferzentrum „Nachhaltigkeit und Klimafolgenmanagement” an der HAW Hamburg. Die Lockdowns führten insgesamt zu einem höheren Konsum von verpackten Produkten und von Essen zum Mitnehmen. So hätten 45 bis 48 Prozent der Befragten aus 23 Ländern angegeben, einen erhöhten Konsum von verpackten Lebensmitteln, frischen Lebensmitteln und Lebensmittellieferungen zu haben. „Die Pandemie verursacht also deutliche Änderungen im Verhalten der Verbraucher“, so Walter Leal.