Darmmikrobiom: Unterschiedliche Profile bei Männern mit und ohne Prostatakrebs

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Forschende haben einen signifikanten Unterschied in der Darmmikrobiota von Männern mit Prostatakrebs im Vergleich zu solchen mit unauffälligen Biopsien festgestellt. Die Studie wurde auf dem Jahreskongress der European Association of Urology (EAU22) in Amsterdam vorgestellt.

Zwar wurde nur ein Zusammenhang festgestellt, jedoch könnte dieser teilweise die Beziehung zwischen Lebensstileffekten und geografischen Unterschieden bei Prostatakrebs erklären.

Prof. Peter Bostrom und Kollegen von der Universität Turku (Finnland) verwendeten Proben von Patienten, die an einer prospektiven multizentrischen klinischen Studie teilnahmen. Sie sequenzierten die Darmmikrobiota von 181 Männern, bei denen Prostatakrebs vermutet wurde und die sich einer Prostatakrebsdiagnostik unterzogen. Die Mikrobiota-Proben wurden zum Zeitpunkt ihrer Prostatabiopsien nach Durchführung von Magnetresonanztomographie-Scans gesammelt.

Bei 60 Prozent der Männer wurde Prostatakrebs diagnostiziert, wobei sich ihre Darmmikrobiota-Profile signifikant von denen unterschieden, bei denen die Biopsien auf ein gutartiges Geschehen hindeuteten. Das Mikrobiomprofil der Männer mit Prostatakrebs zeichnete sich durch erhöhte Werte von Prevotella 9, Mitgliedern der Familie Erysipelotrichaceae, und Escherichia-Shigella aus – einem Erreger, der Diarrhoe verursacht. Außerdem waren bei diesen Männern weniger JonquetellaMoryella, Anaeroglobus, Corynebacterium und CAG-352 vorhanden als bei Männern ohne Prostatakrebs.

„Es gibt weltweit erhebliche Schwankungen bei den Prostatakrebsraten, die auf genetische Faktoren oder Unterschiede in der Gesundheitspolitik, aber auch auf Unterschiede im Lebensstil und in der Ernährung zurückzuführen sein könnten“, erklärt Bostrom. „Der Unterschied in der Darmmikrobiota zwischen Männern mit und ohne Prostatakrebs könnte einige dieser Unterschiede bestätigen. Es muss weiter geforscht werden, um das Potenzial für die Verwendung von Darmmikrobiota sowohl für diagnostische als auch für präventive Strategien zu untersuchen.“

Lars Dyrskjøt Andersen, Professor für Molekularmedizin an der Universität Aarhus (Dänemark) und Mitglied des wissenschaftlichen Kommittees des EAU22 Congress erklärt: „Dies ist ein bemerkenswertes Ergebnis einer großen, gut durchgeführten Studie. Wir sollten mit beobachteten Assoziationen vorsichtig sein, wenn es um komplizierte Epidemiologie geht, und auf dieser Grundlage können keine Ursache-Wirkungs-Maßnahmen bestimmt werden. Die Darmmikrobiota könnte aber sicherlich ein wichtiger Bereich sein, den wir weiter untersuchen sollten, um unser Verständnis des Prostatakrebsrisikos zu verbessern.“

 Quelle:

European Association of Urology, 01.07.2022