DGU fordert Kostenübernahme für MRT bei Prostatakrebs

DGU-Generalsekretär Maurice Stephan Michel. Foto: DGU

Beim 73. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) in Stuttgart hat der Generalsekretär Prof. Maurice Stephan Michel den Stellenwert der multiparametrischen Magnetresonanztomographie (mpMRT) bei der Prostatakrebsdiagnostik hervorgehoben und eine Kostenübernahme dieses Verfahrens durch die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) gefordert.

Bei der mpMRT wird die Prostata in verschiedenen radiologischen Sequenzen untersucht und standardisiert befundet (Prostate Imaging Reporting and Data System, PIRADS). Es ergibt sich ein Score, der mit hoher Sicherheit die Wahrscheinlichkeit eines signifikanten Karzinoms angibt. Michel nannte diese Technologie bei der DGU-Pressekonferenz am 16.09.2021 eine “Riesen-Errungenschaft”. Sie erreicht Michel zufolge genau das, was im Vergleich zu früheren Verfahren gewünscht wurde: “diejenigen Patienten zu finden, die wirklich Therapie brauchen”. Der Grund: Das Verfahren entdeckt weniger “insignifikante” Prostatakarzinome, also solche, die wenig aggressiv sind und aller Wahrscheinlichkeit nicht zu einem schweren Verlauf oder gar zum Tod des Patienten führen. Damit wird dann auch eine Biopsie unnötig und im Verlauf die Therapie eines Krebses, der dem Patienten bis zum Lebensende womöglich gar nicht geschadet hätte. Überdiagnostik und Übertherapie werden also vermieden.

Cochrane-Review zeigt Vorteile

Ein systematischer Review der Cochrane-Gesellschaft (Drost et al., 2019), der die systematische Biopsie mit der mpMRT-gestützten Biopsie vergleicht, belegt diese Vorteile, wie Michel weiter ausführte. Ausgewertet wurden 20 Studien mit insgesamt 5219 Patienten. Während bei der systematischen Biopsie acht bis 15 Stanzen ohne radiologische Führung entnommen wurden, unterschied man bei Nutzung des mpMRT zwischen PIRADS 1-2 und 3-5: Im ersteren Fall wurde gar keine Biopsie durchgeführt, im letzteren wurden zwei bis sieben Stanzen nach Maßgabe des mpMRT-Bildes entnommen. Läsionen, die nach der neuen Klassifikation der International Society of Urological Pathology (ISUP) von 2014 Grad 2 oder höher erreichten, wurden 1,05-mal häufiger bei mpMRT-gesteuerter Biopsie gefunden, Läsionen mit ISUP 3 oder höher wurden 1,09-fach häufiger erkannt. Der stärkste Vorteil trat bei der Re-Biopsie auf: Die Detektionsrate bei der mpMRT-geführten Biopsie im Vergleich zur systematischen Biopsie betrug bei zuvor angeblich negativen Biopsien mit ISUP-Grad 2 oder höher 1,44 und bei ISUP-Grad 3 oder höher 1,64. Dem steht gegenüber, dass bei Verwendung des mpMRT-Pfades in der Prostatakrebsdiagnostik ein Drittel (33%) der Männer ohne Biopsie auskamen. Nicht unerwähnt bleiben soll aber auch, dass bei zehn Prozent der Männer (Re-Biopsie) beziehungsweise 16 Prozent (Erstbiopsie) in diesem Pfad Prostatakarzinome mit ISUP-Grad 2 oder höher übersehen wurden.

IQWiG sieht Nutzen nicht belegt

Die vom DGU-Generalsekretär geschilderten Vorteile hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in einer eigenen Untersuchung nicht erkannt. Es kam zu dem Schluss, dass der mögliche Nutzen oder Schaden durch die mpMRT-gerichtete Biopsie nicht ausreichend belegt sei. (wir berichteten). Aus Sicht der DGU hat dieser Bericht aber “gravierende methodische Mängel”: Es seien die falschen Endpunkte gewählt worden, denn die Biopsie sei keine therapeutische, sondern eine diagnostische Maßnahme. Die drei in die IQWiG-Analyse randomisierten, kontrollierten Studien hätten andere Endpunkte gehabt, die auf die diagnostische Genauigkeit zielten. Andere wichtige, hochwertige und aktuelle Studien seien nicht berücksichtigt worden.

Die DGU ist weiterhin vom hohen Nutzen der mpMRT für die Prostatadiagnostik überzeugt. “Wir setzen alles daran, dass das im Gemeinsamen Bundesausschuss anerkannt und von der GKV erstattet wird”, betonte Michel.

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