Mehr MRT, weniger Biopsien

EAU 2022 Autor: Dr. Miriam Sonnet

Wenn das mpMRT zum Einsatz kommt, muss eine Biopsie nur noch alle drei Jahre erfolgen. (Agenturfoto)© RFBSIP – stock.adobe.com

Möglicherweise lassen sich Biopsien einsparen bei Männern mit ≤ cT2-Prostatatumoren, die sich für eine aktive Überwachung entscheiden. Ein neues Protokoll, das auf der multiparametrischen MRT basiert, macht dies möglich. Damit konnten Kolleg:innen in der MRIAS-Studie mehr als zwei Drittel der Gewebeentnahmen vermeiden.

Die multiparametrische MRT (mpMRT) hat sich bei der Diagnose primärer Prostatakarzinome bewährt. Unklar ist bisher, welche Rolle sie im Zuge der aktiven Überwachung einnimmt. Forschende adressierten dies in der MRIAS-Studie: Sie wollten darin den Nutzen eines neuen Protokolls der aktiven Überwachung, das mpMRT und Template-Biopsie beinhaltet, prüfen, erinnerte Dr. Paul N. Doan vom St Vincent´s Prostate Cancer Research Centre in Sydney.

172 Männer mit einer Lebenserwartung von mindestens zehn Jahren, ≤ cT2-Tumoren und einem PSA < 10 ng/ml nahmen an der Studie teil. Sie wurden zu Beginn per mpMRT und Saturationsbiopsie untersucht und erhielten dann drei Jahre lang in jährlichen Abständen weitere mpMRT-Checks. Am Ende erfolgte eine weitere Saturations­biopsie. Die Ein-Jahres-Standard-Biopsie entfiel und Gewebeentnahmen während der aktiven Überwachung wurden basierend auf mpMRT-Befunden durchgeführt, wenn die Kolleg:innen dort eine Abnormalität feststellten. Zusätzlich erhielten die Patienten alle sechs Monate einen PSA-Test und digitale rektale Untersuchungen (DRE). Gab es hier Auffälligkeiten stellten sich die Betroffenen bei ihrem behandelnden Urologen vor, um die Notwendigkeit einer früheren MRT mit oder ohne Biopsie zu evaluieren.

73 % weniger Entnahmen dank aktiver Überwachung

Fünf Männer wurden aus der finalen Analyse ausgeschlossen. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug insgesamt 69 Monate. Bis zum Ende des aktiven Überwachungsprotokolls hatten 24 % der Teilnehmenden eine pathologische Progression entwickelt. Für die Detektion eines klinisch signifikanten Prostatakarzinoms (csPCA) wies die mpMRT eine Sensitivität von 57 % und eine Spezifität von 82 % auf. Die Vorhersagegenauigkeit betrug 50 % und der negative prädiktive Vorhersagewert 86 %. 

Nutzten die Forschenden lediglich die mpMRT-Ergebnisse, um eine Biopsie zu veranlassen, konnten 73 % der Gewebeentnahmen vermieden werden, wobei sich die Diagnose eines csPCA in 10 % der Fälle verzögerte. Von den Patienten, bei denen eine pathologische Progression durch die mpMRT nicht erkannt wurde, wiesen 73 % eine pT2 ISUP-GG*2-Erkrankung oder einen low-volume ISUP-GG-3–5-Tumor auf. Nur 2,3 % der Betroffenen mit einer falsch-negativen mpMRT hatten mehr als eine pathologische Eigenschaft, die einem hohen Risiko zugeschrieben wurde.

Onkologische Outcomes in der MRIAS-Studie 

Bei einem Mann schritt die Krankheit voran und in der roboterassistierten Prostektomie kamen nodale Mikrometastasen zum Vorschein. 54 Personen erhielten eine radikalere Therapie. Das biochemische rezidivfreie Überleben betrug 99 %, das metastasenfreie Überleben 100 %.

Nach drei Jahren erneut biopsieren

Die Standard-Ein-Jahres-Biopsie kann im Zuge einer aktiven Überwachung mit mpMRT und Saturations­biopsien entfallen, schlussfolgerte der Referent. MpMRT-Ergebnis und PSA-Dichte seien starke Prädiktoren für eine Progression und können die Anzahl der Gewebeentnahmen bei den aktiv überwachten Patienten verringern. Allerdings solle man eine Biopsie nach drei Jahren wiederholen, um mögliche in der MRT nicht-sichtbare Tumoren zu detektierten.

* International Society of Urological Pathology Grade Group