Metaanalyse: Kaffee könnte vor Prostatakrebs schützen

/picture alliance, Britta Pedersen

Shenyang/China – Männer können ihr Risiko, im Alter an einem Prostatakarzinom zu erkranken, möglicher­weise durch einen regelmäßigen Kaffeekonsum senken. Jede Tasse am Tag war in einer Metaanalyse in BMJ Open (2021; DOI: 10.1136/bmjopen-2020-038902) mit einem um 1 % verminderten Erkrankungsrisiko verbunden.

Kaffee enthält neben Koffein zahllose weitere Substanzen, von denen einigen antientzündliche und ande­ren antioxidative Wirkungen zugeschrieben werden. Für Menschen, die wenig Obst und Gemüse essen, kann Kaffee sogar die wichtigste Quelle für Antioxidanzien sein.

Frühere Studien haben bereits günstige Eigenschaften auf den Stoffwechsel dokumentiert. Neben den antientzündlichen und antioxidativen Wirkungen könnte auch eine günstige Wirkung auf den Glukosestoff­wechsel eine Rolle spielen. Kaffee senkt die Konzentration von Insulin und dem „Insulin-like growth factor 1“ (IGF-1), die als Wachstumsfaktoren für Tumorzellen in der Diskussion sind. Für das Prostatakarzinom wird eine protektive Wirkung über die Geschlechtshormone diskutiert.

In einer Analyse der Health Professionals Follow-up Study kamen Epidemiologen der Harvard School of Public Health bereits vor 10 Jahren zu dem Ergebnis, dass Männer, die 6 oder mehr Tassen pro Tag konsumierten, im Vergleich zu Nichtkaffeetrinkern ein um 18 % vermindertes Erkrankungsrisiko haben (JNCI, 2011; DOI: 10.1093/jnci/djr151).

In der Zwischenzeit hat es weitere Untersuchungen gegeben, in denen die Ergebnisse nicht so eindeutig waren. In einigen war der Kaffeekonsum sogar mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko assoziiert. Zeit für eine neue Metaanalyse, die den derzeitigen Kenntnisstand zusammenfasst.

Ein Team um Kefeng Wang von der Medizinischen Universität in Shenyang in der Provinz Liaoning hat die Daten aus insgesamt 16 Kohortenstudien, darunter auch die Health Professionals Follow-up Study, zusammengefasst. Die Daten­basis umfasst 1.081.586 Männer von denen 57.732 an einem Prostata­karzinom erkrankt sind.

Die Ergebnisse der Studien schwankten von einer Senkung des Erkrankungsrisikos um 53 % bis zu einem Anstieg um 42 %. Wang ermittelt jetzt eine leichte protektive Wirkung. Danach erkrankten Männer, die häufig Kaffee trinken, zu 9 % seltener am Prostatakarzinom (relatives Risiko 0,91; 95-%-Konfidenz­intervall 0,84 bis 0,98), wobei dieses Ergebnis aufgrund der hohen Heterogenität (I2-Wert von 53,2 %) mit Vorbehalten verbunden ist.

Wang kann jedoch eine lineare Dosis-Wirkungsbeziehung nachweisen, die in epidemiologischen Untersu­chungen immer ein Argument für eine Kausalität ist. Danach sinkt das Erkrankungsrisiko mit jeder täg­lichen Tasse Kaffee um etwas mehr als 1 % (gepooltes relatives Risiko 0,988 (0,981 bis 0,995).

Die Forscher konnten auch mit mehreren Tests einen Publikation-Bias ausschließen, der sich daraus ergibt, dass Forscher positive Ergebnisse häufiger veröffentlichen als Untersuchungen, bei denen nichts herausgekommen ist.

Für einen Zusammenhang spricht, dass das Prostatakarzinom nicht die einzige Krebserkrankung ist, die bei Kaffeetrinkern seltener auftritt als im Rest der Bevölkerung. Dazu gehören etwa Leber-, Darm- und Brust­krebs. In allen Fällen senkt Kaffee das Risiko jedoch in einem insgesamt geringen Ausmaß. Auch starke Kaffeetrinker sind deshalb keineswegs davor geschützt, im Alter an Krebs zu erkranken. © rme/aerzteblatt.de