Next-Generation-Sequencing: Nutzen für Krebs-Patienten

Abb.: Next-Generation-Sequencing wird wahrscheinlich einen immer größeren Einfluss auf die Therapie von soliden Tumoren haben. (Bild: Adobe-Stock)

Next-Generation-Sequencing: klinischer Nutzen bei fortgeschrittenen soliden Tumoren

Eine Studie mit mehr als 1.000 Patienten, die am Rogel Cancer Center der University of Michigan behandelt wurden, deutet darauf hin, dass die Technik einen großen Einfluss haben kann – insbesondere für bestimmte Patientenuntergruppen.

Die Studienergebnisse erschienen kürzlich in der Fachzeitschrift JAMA Oncology (>>zum Artikel). Die Studie untersuchte Daten aus fast sieben Jahren von 1.015 Patienten, die zwischen 2011 und 2018 am Michigan Oncology Sequencing Program (Mi-ONCOSEQ) teilnahmen. Die Daten zeigen, dass bei fast 80 % der Patienten potenziell verwertbare genomische Veränderungen gefunden wurden. Und von den 130 Patienten, die eine sequenzgesteuerte Therapie erhielten, hatten fast 40 % einen gewissen klinischen Nutzen. Dabei wurde bei 20 % sogar ein außergewöhnlich gutes Ansprechen erzielt – definiert als unter Kontrolle halten der Krankheit, für mindestens ein Jahr.

Bei Patienten mit Krebs unbekannter Herkunft konnte mithilfe der Sequenzierung in der Hälfte der Fälle das Ursprungsgewebe bestimmt werden. Das gab den Ärzten bessere Anhaltspunkte dafür, welche Standardtherapien und welche zielgerichteten Therapien helfen könnten.

Eines der aufschlussreichsten Ergebnisse der Studie war, dass bei 16 % der Patienten ein potenziell vererbbares Krebsrisiko identifiziert wurde. Familienmitglieder, die auch diese gleichen Mutationen geerbt haben, können ein erhöhtes Risiko für Krebs tragen. Der Einsatz der Sequenzierung kann so einen weitreichenden Einfluss ausüben – auch über die individuelle Therapie hinaus.

Ausblick: teuer, aber nicht so teuer

Die Forscher der Studie postulieren, dass mit der Zeit Next-Generation-Sequencing günstiger wird und sich weiter verbreitet. Damit werden Patienten in der Zukunft immer mehr Studien zur Verfügung stehen, die mit Hilfe von Next-Generation-Sequencing erstellt wurden.

„Nur“ etwa 3 % der in der Studie analysierten Krebspatienten zeigten sogenannte „außergewöhnliche klinische Ergebnisse“. Eine Sequenzierung kostet mehrere tausend Dollar. Das wirft die Frage auf, ob die um die Identifizierung dieser relativ kleinen Anzahl von Individuen die Kosten für die Sequenzierung rechtfertigt. Dem halten die Autoren der Studie entgegen, dass im Vergleich zu den relativ hohen Kosten der laufenden Krebsbehandlung, einschließlich bildgebender Untersuchungen und Medikamente, die Kosten einer Sequenzierung relativ klein sind.

Die Studie begleitete ein Editorial, das die Bedeutung der Ergebnisse für Patienten mit Krebserkrankungen unbekannter Herkunft betonte: “Basierend auf den (in der Studie) und von anderen präsentierten Daten ist es offensichtlich, dass solche Strategien der Präzisionsmedizin besonders bei Krebsarten ohne klare Standard-of-Care-Optionen, wie dem Karzinom unbekannter Herkunft und anderen seltenen Tumoren, fruchtbar sind. Solche Bemühungen werden es uns ermöglichen, den Patienten personalisierte Therapien mit potenziellem therapeutischem Nutzen zu liefern und die Entwicklung von Präzisionsmedizin-Bemühungen in der Onkologie weiter zu verfeinern.”

Quellen:

Labblog der Michigan University (>>zum Blogeintrag)