Onkologen für breite Testung von Krebspatienten mit Infektsymptomatik auf SARS-CoV-2

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Berlin – Patienten mit Blut- und Krebserkrankungen müssen gegebenenfalls einen schwereren Verlauf bei Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus befürchten. Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) empfiehlt daher eine breite und wiederholte Testung von Krebspatienten mit Infektsymptomatik auf SARS-CoV-2.

„Die Angst vor einer möglichen Infektion mit SARS-CoV-2 darf die lebensnotwendige Be­handlung einer Krebserkrankung nicht verhindern, aber ein bereits infizierter Krebspa­tient soll auch nicht zusätzlich durch Komplikationen von COVID-19 gefährdet werden – und eine gesamte Praxis oder Station anstecken“, hieß es aus der Fachgesellschaft.

Besonders gefährdet seien Patienten mit einem geschwächten Immunsystem durch Leu­kämien, Lymphomen bei aktiver Erkrankung, einer niedrigen Zahl weißer Blutkörper­chen, niedrigen Immunglobulinwerten, langdauernder Unterdrückung des Immunsys­tems, zum Beispiel durch Steroide oder allogene Stammzelltransplantation und anderen zellulären Therapien. Bei einem negativen Testergebnis sei es notwendig, den Test nach sieben Ta­gen zu wiederholen, so die Empfehlung der Fachgesellschaft.

Lorenz Trümper, geschäftsführender Vorsitzender der DGHO und Direktor der Klinik für Hämatologie und Medizinische Onkologie der Universitätsmedizin Göttingen, hebt die Bedeutung der Infektionsvorbeugung im Alltag hervor: „Die wichtigsten Maßnahmen sind hygienische Händedesinfektion, Einhalten von einem möglichst zwei Meter großen Abstand zu anderen Personen und die Eingrenzung der sozialen Kontakte.“

Patienten, die aktuell eine immunsuppressive Therapie erhalten beziehungsweise aktuell unter einer unkontrollierten Krebserkrankung leiden würden, empfehle man besondere Vor­sicht, sagte er. Die Fachgesellschaft wies daraufhin, dass der Umgang mit Krebspa­tien­ten während der Corona-Pandemie sehr individualisiert zu erfolgen habe.

Laut den am 2. April aktualisierten Handlungsempfehlungen „Coronavirus-Infektion (COVID-19) bei Patienten mit Blut- und Krebserkrankungen“ gelte aber weiterhin, „dass zum jetzigen Zeitpunkt in den meisten Fällen die effektive Behandlung der Krebserkran­kung für das Überleben der Patienten wichtiger ist als übertriebene Vorsichtsmaßnahmen im Sinne unnötiger Unterbrechungen oder Verschiebungen“. © hil/aerzteblatt.de