Orale Krebsmedikamente besser anwenden

In einer Hand liegt einer weiße Tablette. Die zweite Hand hält ein Wassergrals. Es sieht so aus, als ob die Tablette gleich eingenommen werden soll. - Immer mehr Krebsmedikamente werden oral eingenommen.
Abb.: Immer häufiger werden orale Krebsmedikamente verabreicht. Deren Einnahme ist aber mit einer Vielzahl an möglichen Medikationsfehlern und Nebenwirkungen assoziiert

Bei der modernen Tumortherapie kommen immer häufiger orale Krebsmedikamente (z. B. Kinaseinhibitoren) zum Einsatz. Bei dieser Behandlungsform hängt der Erfolg unter anderem stark von der Einnahmetreue des Patienten und seinem Wissen über die Therapie ab. Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, Nahrungsmitteln oder rezeptfreien Arzneimitteln können den Therapieerfolg gefährden. Eine Arbeitsgruppe aus Medizinern und Pharmazeuten konnte nun in der sogenannten AMBORA-Studie zeigen: Die Sicherheit von Krebspatienten, ihr Befinden und ihr Wissen über die Behandlung verbessern sich dank der intensiven Begleitung und Beratung durch Klinische Pharmakologen/Pharmazeuten erheblich (>>zur Studie).

In einer Hand liegt einer weiße Tablette. Die zweite Hand hält ein Wassergrals. Es sieht so aus, als ob die Tablette gleich eingenommen werden soll. - Immer mehr Krebsmedikamente werden oral eingenommen.
Abb.: Immer häufiger werden orale Krebsmedikamente verabreicht. Deren Einnahme ist aber mit einer Vielzahl an möglichen Medikationsfehlern und Nebenwirkungen assoziiert

Durchführung der Studie

Die Studie war randomisiert und multizentrisch angelegt. An ihr nahmen Patienten teil, die neu begonnen hatten ein orales Krebsmedikament ohne Einschränkung auf bestimmte Tumorentitäten einzunehmen. Das Medikament musste 2001 oder später zugelassen sein. Die Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip entweder der Standardversorgung (Kontrollgruppe) oder einer zusätzlichen, intensivierten klinisch-pharmakologischen/pharmazeutischen Betreuung über einen Zeitraum von 12 Wochen zugewiesen (Interventionsgruppe). Diese intensivierte Betreuung umfasste ein Medikationsmanagement und eine strukturierte Patientenberatung. Primäre Endpunkte waren die Anzahl der medikamentenbezogenen Probleme (d. h. Nebenwirkungen und ungelöste Medikationsfehler) und die Behandlungszufriedenheit der Patienten mit der oralen Krebstherapie nach 12 Wochen. Gemessen wurde die Behandlungszufriedenheit mit einem Fragebogen.

Massive Vorteiler einer klinisch-pharmakologischen/pharmazeutischen Betreuung

Insgesamt nahmen 202 Patienten teil. Medikamentenbezogene Probleme waren in der Interventionsgruppe signifikant geringer als in der Kontrollgruppe (3,85 vs. 5,81 [Mittelwert], P < .001). Die Zufriedenheit der Patienten mit der Behandlung war in der Interventionsgruppe höher (Behandlungszufriedenheit: 91,6 vs. 74,4 [Mittelwert], P < .001). Die Hazard-Ratio für den kombinierten Endpunkt von schweren Nebenwirkungen (Common Terminology Criteria for Adverse Events ≥ 3), Behandlungsabbruch, ungeplanter Krankenhausaufnahme und Tod war 0,48 (95 % CI, 0,32 bis 0,71, P < .001) zugunsten der Interventionsgruppe.

Bei der Behandlung mit oralen Krebsmedikamenten kann eine Vielzahl von Medikationsfehlern und Nebenwirkungen auftreten. Eine intensivierte klinisch-pharmakologische/pharmazeutische Betreuung hat erhebliche, positive Auswirkungen auf die Anzahl der Medikationsfehler, die Behandlungswahrnehmung der Patienten und schwere Nebenwirkungen.

Quelle: Dürr P et al The Randomized AMBORA Trial: Impact of Pharmacological/Pharmaceutical Care on Medication Safety and Patient-Reported Outcomes During Treatment With New Oral Anticancer Agents. J Clin Oncol. 2021 Apr 6:JCO2003088. doi: 10.1200/JCO.20.03088. Epub ahead of print. PMID: 33822650