Prostatakarzinom: Negative Biopsien unter “Active Surveillance” deuten auf gute Outcomes hin

Prostatakarzinom (Grafik: © SciePro/stock.adobe.com)

Kann ein Prostatakarzinom im Frühstadium während des Follow-up „verschwinden“? Wahrscheinlicher ist, dass der Krebs sich nur „versteckt“, berichten die Autoren einer neuen Studie. So oder so seien negative Biopsien während der aktiven Überwachung auf Prostatakrebs mit hervorragenden Langzeitergebnissen verbunden.

„Bei Männern, die sich einer aktiven Überwachung unterziehen, weisen negative Biopsien auf ein geringes Krankheitsvolumen und eine geringere Progressionsrate der Erkrankung hin“, kommentiert Hauptautorin Dr. Carissa E. Chu, von der University of California in San Francisco (UCSF; USA). „Diese ‘versteckten’ Krebserkrankungen haben ausgezeichnete Langzeit-Outcomes und bleiben ideal für eine fortgesetzte aktive Überwachung.”

Um die langfristige Bedeutung negativer Biopsien in diesem Zusammenhang zu bewerten, analysierten die Forscher Daten zu 514 Männern, die zwischen 2000 und 2019 an der UCSF aktiv auf Prostatakrebs im Frühstadium überwacht wurden. Alle Patienten unterzogen sich nach ihrer ersten Prostatakrebsdiagnose mindestens drei Überwachungsbiopsien (insgesamt 4 Biopsien). Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug fast zehn Jahre.

Während der aktiven Überwachung hatten 37 Prozent der Patienten mindestens eine negative Biopsie, davon 15 Prozent mit aufeinanderfolgenden negativen Biopsien. Männer mit negativen Überwachungsbiopsien hatten günstigere klinische Merkmale, wie eine geringe PSA-Dichte (PSA: prostataspezifisches Antigen) und weniger Proben, die bei der initialen Prostatabiopsie auf eine Krebserkrankung hindeuteten.

Negative Biopsien waren auch mit guten Langzeitergebnissen verbunden. Nach zehn Jahren betrug die Überlebensrate ohne Notwendigkeit für eine Prostatakrebsbehandlung (Operation oder Bestrahlung) 84 Prozent bei Männern mit aufeinanderfolgenden negativen Biopsien, 74 Prozent bei Männern mit einer negativen Biopsie und 66 Prozent bei Männern ohne negative Biopsien. Bereinigt um andere Faktoren war es bei Männern mit einer oder mehreren negativen Biopsien viel weniger wahrscheinlich, dass bei einer späteren Biopsie Krebs entdeckt wurde.

Negative Biopsien bedeuteten jedoch nicht, dass der Krebs „verschwunden“ war – selbst einige Männer mit aufeinanderfolgenden negativen Biopsien hatten später positive Biopsien oder erhielten die Diagnose einer Krebserkrankung in einem höheren Stadium. Daher wird die Überwachung, wenn auch weniger intensiv, immer noch empfohlen, anstatt bei Männern mit guter Gesundheit beobachtend abzuwarten. Eine höhere PSA-Dichte und verdächtige Befunde bei MRT-Scans (Prostata Magnetic Resonance Imaging) waren mit einem höheren Krebsrisiko verbunden, das bei späteren Biopsien festgestellt wurde.

„Negativ ausfallende Überwachungsbiopsien bei Männern unter ‘Active Surveillance’ deuten auf ein Prostatakarzinom mit geringem Volumen und sehr günstigen Outcomes hin“, schlussfolgern Chu und Kollegen. „Bei diesen Patienten sollte nach Erörterung der Risiken und Vorteile ein weniger intensives Überwachungsschema unterstützt werden, insbesondere bei Patienten mit geringer PSA-Dichte und gelungener MRT-gesteuerter Probenentnahme.“ 

Über

Chu CE et al. The Clinical Significance of Multiple Negative Surveillance Prostate Biopsies for Men on Active Surveillance—Does Cancer Vanish or Simply Hide? J Urol 17.11.2020. 

Quelle Wolters Kluwer Health, 17.11.2020