Prostatakrebs: Bei familiärem Risiko könnte sich ein früheres Screening lohnen

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Heidelberg – Männer, deren Vater oder Bruder an einem Prostatakarzinom gestorben ist, sollten früher mit einem Screening beginnen. Dies gilt laut einer Studie in PLoS Medicine (2021; DOI: 10.1371/journal.pmed.1003616) insbesondere, wenn der Krebs bei den Verwandten 1. Grades in einem relativ frühen Lebensalter aufgetreten ist.

Eine positive Familienanamnese gehört zu den wenigen gesicherten Risikofaktoren für ein Prostata­karzinom. Die Leitlinien weisen in der Regel auf das erhöhte Risiko bei einer Erkrankung von Vater oder Brüdern hin, geben allerdings keine klaren Empfehlungen.

Ein Team um Mahdi Fallah und Elham Kharazmi vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg hat deshalb die Daten schwedischer Personenregister ausgewertet. Das Land verfügt nicht nur seit langem über ein Krebsregister. In einem Multi-Generationen-Register lassen sich die Verwandtschafts­beziehungen zwischen den Patienten recherchieren.

Die Forscher konnten deshalb ermitteln, wie hoch das Erkrankungsrisiko von Verwandten 1. Grades ist. Die Analyse beruht auf 88.999 von insgesamt 6.343.727 Männern, bei denen zwischen 1958 und 2015 ein fortgeschrittene Prostatakarzinom (Stadium III oder IV) diagnostiziert wurde oder die an der Krank­heit gestorben sind.

Generell wird Männern ab einem Alter von 50 Jahren zum Screening geraten, das in der Regel durch die Bestimmung des PSA-Werts im Serum erfolgt. In Schweden hat ein 50-jähriger Mann ein Risiko von 0,2 % in den nächsten 10 Jahren an einem fortgeschrittenem Prostatakarzinom zu erkranken oder zu sterben.

Die Forscher haben untersucht, in welchem Alter ein Mann diese Screening-Risikoschwelle erreicht, wenn der Vater oder der Bruder ebenfalls am Prostatakarzinom erkrankt ist. Bei einem Verwandten 1. Grades war dies im Alter von 46 Jahren der Fall. Wenn dieser Verwandte im Alter von weniger als 60 Jahren erkrankt war, sank die Screening-Risikoschwelle auf 43 Jahre.

Wenn 2 Verwandte 1. Grades am Prostatakarzinom erkrankt sind, hat ein Mann die Screening-Risiko­schwelle bereits im Alter von 41 Jahren erreicht, wobei es in diesem Fall keinen großen Unterschied macht, ob die beiden Verwandten frühzeitig erkrankt sind.

Fallah und Kharazmi vertreten aufgrund der Ergebnisse die Ansicht, dass für das Screening auf ein Prostatakarzinom keine feste Altersgrenze vorgegeben werden kann. Männer sollten bei einer positiven Familienanamnese entsprechend der niedrigeren Screening-Risikoschwelle früher mit der Früherken­nung beginnen. © rme/aerzteblatt.de