Prostatakrebs verstehen

Obwohl Prostatakrebs eine sehr häufige Krankheit ist, wird noch oft tabuisiert. Erfahren Sie hier alles was Sie zu diesem Thema wissen sollten.

Statistisch tritt bei jedem zweiten Mann im Alter ab 50 Jahren eine Veränderung der Vorsteherdrüse auf. Meist handelt es sich dabei um eine gutartige Vergrößerung der Prostata. Manchmal ist aber auch ein Prostatakrebs für die auftretenden Beschwerden verantwortlich.

Über 60.000 Neuerkrankungen pro Jahr allein in Deutschland und rund 5.000 in Österreich zeigen die Statistiken. Prostatakrebs gehört damit zu den häufigsten Krebserkrankungen bei Männern. Die genauen Ursachen, die zu seiner Entstehung führen sind nicht abschließend geklärt.

Hier erfahren Sie, was über die Entstehung von Prostatakrebs bekannt ist, welche Symptome auf die Erkrankung hindeuten und wie Prostatakrebs diagnostiziert wird.

Prostatakrebs Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen und Risikofaktoren, die zur Entstehung von Prostatakrebs führen sind nicht abschließend geklärt. Forscher gehen von einer Vielzahl zusammenwirkender Ursachenfaktoren aus. Neben genetischen sowie hormonellen Bedingungen, hat auch der persönliche Lebensstil einen Einfluss auf das Risiko an Prostatakrebs zu erkranken. Über 60.000 Neuerkrankungen pro Jahr allein in Deutschland und rund 5.000 in Österreich zeigen die Statistiken. Prostatakrebs gehört damit zu den häufigsten Krebserkrankungen bei Männern. Durchschnittlich erkranken die Patienten im Alter von 69 Jahren.

Alter

Auch wenn die genauen Ursachen für die Entstehung von Prostatakrebs ungeklärt sind, haben Forscher im Laufe der Jahre Faktoren ausgemacht, die Prostatakrebs begünstigen können. Größter Risikofaktor für die Entstehung von Prostatakrebs ist das Alter: mit fortschreitendem Lebensalter steigt das Risiko.

Risikofaktor Alter:
Für einen 45 Jahre alten Mann liegt das Risiko, in den nächsten 10 Lebensjahren ein Prostatakarzinom zu entwickeln, ca. bei 1:220. Im Alter von 75 Jahren liegt dieses Risiko bei 1:17, d.h. einer von 17 Männern erkrankt statistisch bis zum 85. Lebensjahr an Prostatakrebs.

Familiäre Veranlagung

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die genetische Vorbelastung. Das Auftreten von Krebserkrankungen der Vorsteherdrüse bei Familienangehörigen, erhöht das Risiko für männliche Nachkommen, an Prostatakrebs zu erkranken. Häufigkeit der Erkrankungen und Alter bei der Diagnosestellung scheinen in einem Zusammenhang mit dem Krebsrisiko zu stehen. Je häufiger Prostatakrebs in der Familie auftritt und je jünger die Patienten bei der Diagnosestellung waren, desto größer ist auch das Risiko, selbst an Prostatakrebs zu erkranken.

Risikofaktor Familiäre Veranlagung:
Bei Kenntnis von familiären Vorerkrankungen gewinnt eine regelmäßige Prostatakrebsvorsorge an Bedeutung. Ist bei Angehörigen Krebs der Vorsteherdrüse diagnostiziert worden, werden Vorsorgeuntersuchungen bereits ab dem 40. Lebensjahr angeraten.

Liegt beim Vater eine Prostatakrebserkrankung vor, so erhöht sich das Risiko für einen männlichen Nachfahren um rund das Doppelte. Bei einem Bruder mit Prostatakrebs steigt das Risiko sogar um das Dreifache.

Hormone

Aufgrund des Zusammenhangs zwischen dem Prostatawachstum und dem individuellen Hormonhaushalt, kommt den Hormonen große Bedeutung als Risikofaktoren zu. Bisher ungeklärt ist, welche Rolle Hormone bei der Krebsentstehung genau spielen, jedoch haben Forscher herausgefunden, dass Prostatakrebs ohne das Vorhandensein von Testosteron nicht entstehen kann. Eine Verbindung zwischen dem Sexualhormon Testosteron und der Entstehung von Prostatakrebs wird daher vermutet.

Risikofaktor Hormone:
Der Hormonspiegel scheint mit der Krebsentstehung zusammenzuhängen. Dieser Nachweis ließ sich bisher jedoch nur indirekt führen: Männer, die im jungen Alter einen Hoden verloren haben, erkrankten erheblich seltener an Prostatakrebs als Männer mit intakten Hoden. Daraus schließen Forscher, dass der Testosteronspiegel einen Einfluss auf die Krebsentstehung haben könnte.

Lebensweise

Dass der Genuss von Alkohol und Zigaretten einen Einfluss auf die Entstehung von Krebs hat, ist allgemein bekannt. Dies gilt gleichermaßen für die Ausbildung von Prostatakarzinomen. Ob die Ernährungsweise in Verbindung mit der Entstehung von Prostatatumoren steht ist bisher nicht abschließend geklärt. Wissenschaftler haben Unterschiede bei den Fallzahlen in verschiedenen Bevölkerungskreisen identifiziert. Nicht eindeutig ist bisher, ob diese Unterschiede mit der Ernährungs- und Lebensweise gebracht werden können oder ob genetische Unterschiede ausschlaggebend sind. Auch Übergewicht wird häufig als Risikofaktor genannt. Bei Prostatakrebs ist bisher jedoch keine gesicherte Aussage über den Zusammenhang zwischen Krebsentstehung und Übergewicht möglich.

Achten Sie daher auf einen gesunden und ausgewogenen Lebensstil, den Sie mit regelmäßigen Bewegungseinheiten verbinden.

Risikofaktor Lebensweise:
Forscher haben herausgefunden, dass Prostatakrebs bei Menschen afrikanischen Ursprungs häufiger vorkommt als etwa bei Menschen aus Asien. Dafür könnten einerseits die unterschiedlichen Lebens- und Ernährungsgewohnheiten verantwortlich sein oder eine genetische Veranlagung, die die Entstehung von Krebs bei bestimmten Bevölkerungsgruppen begünstigt.

Genetische Faktoren oder das Alter lassen sich nicht kontrollieren, wohl aber die persönliche Lebensführung. Vor allem in Familien, in denen Prostatakrebserkrankungen bereits aufgetreten sind, ist es sinnvoll, einem achtsamen Lebensstil erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken:

  • Verzicht auf Tabak
  • Eingeschränkter Verzehr von Alkohol
  • Vermeidung von Übergewicht
  • Gesunde und ausgewogene Ernährungsweise
  • Förderung eines intakten sozialen Lebens
  • Regelmäßige Bewegung
  • Förderung kognitiver Leistungen

All diese Faktoren wirken sich positiv auf das körperliche, geistige und seelische Wohlbefinden aus.

Ursachen für Prostatakrebs

Was ist die Ursache für Prostatakrebs?

selpers Beschriftete Prostata

Ursachen für Prostatakrebs und um die Entstehung von Prostatakrebs zu verstehen, ist zunächst ein kurzer Ausflug in die Anatomie des Mannes und der Prostata hilfreich. Die männliche Vorsteherdrüse, wie die Prostata auch genannt wird, umschließt den oberen Teil der Harnröhre. In ihrer Form und Ausprägung ist die Prostata mit einer Kastanie vergleichbar. In Richtung des Rückens grenzt die Prostata an den Enddarm, weshalb ein Facharzt die Vorsteherdrüse im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung auch mithilfe der Finger abtasten kann.

Eine wichtige Aufgabe kommt der Prostata bei der Fortpflanzung zu. Die Aktivität der Muskelfasern der Vorsteherdrüse sorgt dafür, dass bei einem Orgasmus Flüssigkeit aus der Vorsteherdrüse in die Harnröhre gepresst wird, um sich dort mit den Samenzellen sowie dem Sekret der Samenbläschen zu vermischen. Ohne diesen Vorgang wären Spermien nicht ausreichend beweglich und könnten nicht reifen. Eine Befruchtung der Eizelle wäre dann nicht möglich.

Mit Eintritt in die Pubertät und der damit verbundenen Produktion von männlichen Geschlechtshormonen, etwa Testosteron, beginnt die Prostata zu wachsen. Dieser Vorgang läuft ununterbrochen weiter, solange Testosteron zur hormonellen Stimulation gebildet wird. Aus diesem Wachstumsprozess resultiert ungefähr für jeden zweiten Mann im Alter eine gutartige Vergrößerung der Prostata, die jedoch nur behandelt wird, wenn Beschwerden auftreten, beispielsweise beim Wasserlassen.

Ursachen für Prostatakrebs

Das für das Wachstum der Vorsteherdrüse verantwortliche Sexualhormon Testosteron ist auch an Wachstumsprozessen von Karzinomen beteiligt. Bei Prostatakrebs steht der Drüsenteil der Vorsteherdrüse im Mittelpunkt. Tumorzellen können immer dann entstehen, wenn Teilungsprozesse der Zellen stattfinden. Da Prostatakrebs häufig im höheren Alter auftritt, liegt die Annahme nahe, dass mit einer steigenden Zahl an Zellteilungen auch das Risiko für fehlerhaftes Genmaterial steigt, wodurch sich statt einer gesunden Zelle eine Tumorzelle entwickelt. Krebs wächst, weil auch erkrankte Zellen sich weiterhin teilen.

Bildung von Metastasen bei Prostatakrebs

Auch bei Prostatakrebs besteht die Möglichkeit der Metastasenbildung, d.h. der Krebs wandert an andere Stellen des menschlichen Organismus. Einige Tumorzellen lösen sich von ihrem lokalen Tumor und gelangen über die Lymph- oder Blutbahn in andere Körperregionen. Dies trifft auch bei einem Prostatakarzinom zu. Um zu wandern, müssen die tumorösen Zellen jedoch die Bindegewebskapsel der Vorsteherdrüse zerstören. Da diese Prozesse in unmittelbare Nähe des Beckens ablaufen, breiten sich Tumorzellen bei Prostatakrebs dort aus. So kann es bei einem Prostatakarzinom zu Knochenmetastasen in anderen Regionen des Organismus kommen.

Karzinogene: Sogenannte Karzinogene, wie etwa Chemikalien oder äußere Einflüsse konnten bisher nicht mit Sicherheit für die Entstehung von Prostatakrebs verantwortlich gemacht werden.

Symptome von Prostatakrebs

Je früher Prostatakrebs entdeckt wird, desto größer sind die Heilungschancen. Symptome frühzeitig selbst zu erkennen ist daher ein wesentlicher Faktor, vor allem, wenn ohnehin Vorerkrankungen innerhalb der Familie bekannt sind.

Unspezifische Symptome von Prostatakrebs

Bei Prostatakrebs gibt es keine eindeutigen Symptome, die auf einen bösartigen Tumor hinweisen. Beschwerden zeigen sich oftmals eher unauffällig und werden als „Beschwerden des Alterns“ gedeutet. Auch Schmerzen treten nicht in allen Fällen auf, sodass sodass die Symptomatik bei Prostatakrebs lange Zeit unspezifisch bleibt.

Die folgenden Symptome von Prostatakrebs können Sie selbst erkennen:

  • Häufiger nächtlicher Harndrang
  • Beschwerden beim Urinieren
  • Schwacher oder unterbrochener Harnfluss
  • Schmerzen oder Beschwerden bei der Ejakulation
  • Prostataschmerzen
  • Schmerzen im unteren Rücken, Becken oder Hüftbereich
  • Blut im Urin oder im Ejakulat

Wichtig: Sollten Sie eines oder mehrere Symptome entdecken, ist der Besuch bei einem Urologen angeraten.

Prostatavergrößerung: In den meisten Fällen, in denen Symptome festgestellt werden, liegt eine gutartige Vergrößerung der Prostata vor. Dennoch sollten Sie einen Facharzt möglichst früh um Rat fragen.

Diagnoseverfahren

Statistisch tritt bei jedem zweiten Mann im Alter ab 50 Jahren eine Veränderung der Vorsteherdrüse auf, es muss nicht gleich Diagnose Prostatakrebs folgen. Oft handelt es sich dabei um eine Benigne Prostatahyperplasie (BPH), also eine gutartige Vergrößerung der Prostata, die mit Beschwerden beim Harnlassen einhergeht. Zur Abgrenzung von einer bösartigen Veränderung werden stufenweise unterschiedliche diagnostische Verfahren eingesetzt.

Tastuntersuchung

Der erste Untersuchungsschritt ist eine sogenannte digitale rektale Tastuntersuchung, die auch bei einer Vorsorgeuntersuchung zum Einsatz kommt. Dabei erfühlt der Arzt mit den Fingern mögliche Veränderungen der Prostata. Obwohl ein Teil der Prostatakarzinome auf diese Weise entdeckt werden kann, reicht diese Untersuchung allein für eine sichere Diagnose nicht aus. Unter anderem, weil nur Karzinome ab einer bestimmten Größe ertastet werden können.

Ultraschall

Bei der Diagnose von Prostatakrebs setzen Ärzte auf den sogenannten transrektalen Ultraschall, bei dem eine Sonde durch den Enddarm eingeführt wird. Der Arzt verschafft sich auf diese Weise ein Bild von der Prostata und des umliegenden Gewebes, um Veränderungen zu erkennen. Obwohl diese Untersuchung manchmal als unangenehm empfunden wird, ist sie für den Patienten schmerzlos. Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung können Tumore bezüglich ihrer Größe und Lage eingeschätzt werden. Dennoch entspricht die Genauigkeit ungefähr der einer Tastuntersuchung.

Magnetresonanztomografie (MRT)

Bei der Magnetresonanztomografie werden mithilfe von Magnetfeldern Abbilder der Prostata und des Gewebes erzeugt. So können Ärzte sich einen Überblick über die Prostatagröße verschaffen oder mögliche verdächtige Bereiche einschätzen. MRT-Untersuchungen kommen zudem bei der Therapieplanung zum Einsatz oder wenn die Ergebnisse einer Gewebeentnahme grundsätzlich gegen eine Krebserkrankung sprechen, andere Untersuchungsergebnisse jedoch den Krebsverdacht erhärten.

Biopsie

Die Biopsie ist der sicherste Weg um bösartige Prostataveränderungen zu diagnostizieren. Dabei werden dem Patienten mithilfe einer Biopsienadel mehrere Gewebeproben aus der Prostata entnommen, um diese im Labor zu untersuchen. Der Eingriff wird im Normalfall ambulant, in einer Facharztpraxis oder im Krankenhaus durchgeführt. Für Patienten ist die Biopsie schmerzlos, da die Prostata lokal betäubt wird.

Eine Biopsie wird nur durchgeführt, wenn ein Verdacht auf eine bösartige Prostataveränderung vorliegt:

  • Verdächtiges Ergebnis bei einer Voruntersuchung
  • PSA-Wert von mindestens 4 ng/ml
  • Verdächtiger Anstieg des PSA-Werts

Wie bei Eingriffen dieser Art üblich, wird ein Arzt Sie über mögliche Risiken informieren. Dazu zählt auch das Risiko, dass bei einer Biopsie nur unauffällige Gewebeproben entnommen werden, weil kein erkranktes Gewebe mit der Nadel getroffen wurde.

Bestimmung des PSA-Werts

In Verbindung mit Prostatakrebs fällt häufig der Begriff des sogenannten PSA-Werts. Die Bestimmung dieses Werts für das Prostataspezifische Antigen (PSA) kann bei der Diagnose sowie der Nachsorge hilfreich sein. Als Schwellenwert gelten die genannten 4 ng/ml. Eindeutige Referenzen für Normalwerte gibt es nicht, da die Höhe des PSA-Werts von vielen Faktoren, unter anderem dem Lebensalter, abhängt. Dennoch kann der PSA-Wert vor allem durch regelmäßige Anstiegsmessungen als hilfreiche diagnostische Maßnahme dienen. Insbesondere Tumorzellen produzieren das Eiweiß oft vermehrt, sodass der Bestimmung des PSA-Werts bei der Früherkennung eine große Rolle zukommt.

Wissenswertes zum PSA-Wert und Prostatakrebs: In der Wissenschaft ist der PSA-Wert nicht unumstritten. Studien gehen davon aus, dass ein großer Teil der Männer im hohen Lebensalter zwar eine Prostatakrebserkrankung hat, diese jedoch beschwerdefrei und nicht tödlich verläuft. Darin sehen Kritiker eine große Anzahl unnötiger Biopsien und Prostatabehandlungen.

Aber: Aufgrund der Gefahr von Metastasen, ist eine frühzeitige Diagnostik angeraten.

Diagnostik bei Ausbreitung

Deuten Untersuchungsergebnisse auf eine fortgeschrittene Prostatakrebserkrankung hin, werden weitere diagnostische Maßnahmen eingesetzt, um etwa Knochenmetastasen zu ermitteln:

  • Skelettszintigrafie: Bei der Skelettszintigrafie können Knochenmetastasen sichtbar gemacht werden.
  • Sonografie des Oberbauchs: Ein Ultraschall des Oberbauchbereichs dient zur Abklärung von Metastasierungen der inneren Organe, etwa der Leber.
  • MRT / CT: Unter dem MRT oder CT können u.a. Lymphknotenmetastasen erkannt werden.
  • Blutuntersuchungen: Bei der Erkennung von Knochenmetastasen kann ein Anstieg des Kaliumspiegels oder des Eiweiß alkalische Phosphatase im Blut helfen.

Geprüft OA Dr. med. Otto Krieger: Stand 13.12.2018 https://selpers.com/