Als Folge verschiedener Therapien treten mit Sicherheit Schwierigkeiten im Bereich der Sexualität auf (siehe oben – Nebenwirkungen).

Nach der Prostataentfernung
Die beeinträchtigte Gliedversteifung (erektile Dysfunktion) ist das häufigste Problem nach einer totalen Prostataentfernung. Verantwortlich sind 2 Nervenstränge, die rechts und links an der Prostata entlang laufen. Hierzu sind die ausführlichen Darlegungen unter der Position “Totaloperation” (weiter vorne) zu beachten.
Trotz dieser Tatsachen wird von einigen Ärzten und in der Literatur den Betroffenen oft falsche Hoffnungen gemacht. Die reale Wirklichkeit sieht anders aus. Fast alle Betroffenen leider nach einer totalen Prostataoperation unter Impotenz. Hierauf müssen Sie sich einstellen und in die Überlegungen für eine Therapieentscheidung einbinden.
Die angesprochene Impotenz erfasst jedoch nur 2 Bereiche.
Auf natürlichem Wege geht die Zeugungsfähigkeit verloren, weil der Samenerguss durch die Entfernung der Samenblasen und der Prostata nicht mehr vorhanden ist.
Das Glied kann sich ganz oder teilweise nicht mehr versteifen, weil die für diesen Prozess zuständigen Nervenbahn bei der Totaloperation häufig durchtrennt wurden, weil ein nervenschonender Eingriff wegen der medizinischen Umstände nicht möglich war.
Die Orgasmusfähigkeit wird durch die Operation meistens nur eingeschränkt, weil hierfür andere Nerven zuständig sind. Diese Aussage soll heißen, dass das nervliche Lustempfinden nach wie vor vorhanden ist. Ein allgemeiner Richtwert besagt, das ungefähr 30 % des Zustandes vor der OP erreicht werden. Es gibt genauso Aussagen von Betroffenen, die den Orgasmus in gleicher Stärke wie früher erleben.
Ein anderes Bild ergibt sich, wenn nach der Totaloperation eine Hormonblockade eingeleitet wird. Während der Therapie geht die Orgasmusfähigkeit meistens verloren. Sie kehrt aber nach dem Absetzen der Medikamente nach einer gewissen Zeit wieder zurück. Dieses ist dann auch der Grund, warum sehr viele Betroffene eine Totaloperation ablehnen und sich für eine Hormonblockade entscheiden.
Weiter oben steht die Aussage, dass sich nach einer Totaloperation das Glied oft nicht mehr versteifen kann oder zumindest eine Einschränkung vorliegt. Zur Wiederherstellung oder Unterstützung der Versteifung gibt es einsetzbare Hilfsmittel.

Pauschale Aussagen:
ab 4 Wochen nach einer Totaloperation 2 x wöchentlich eine Spritze (SKAT-Verfahren). Zusätzlich nach drei Monaten eine Tablette (z.B. Viagra) oder
ab 4 Wochen (nur nach einer Totaloperation) Viertel-Tablette Viagra o.ä. jeden Abend auf die Dauer von 6 Monaten und dazu die Vakuumpumpe einsetzen. Es ist wichtig, nicht zu lange zu warten, weil sich sonst die glatte Muskulatur der Schwellkörper im Penis abbaut!

Die speziellen Lösungen: Tabletten
Das erste und auch bekannteste Präparat ist Viagra. Zusätzlich gibt es aber auch andere Präparate wie z.B. Vixense, Uprima oder “Osbone ErecAid”. Letzteres wird – bei korrekter Begründung durch den Urologen derzeit als sog. Hilfsmittel von den Krankenkassen bezahlt.
Diese Präparate machen nur Sinn, wenn eine sexuelle Stimulation und intakte nervliche Strukturen in den Schwellkörperbereichen vorhanden sind. Nach einer Totaloperation sind diese Strukturen aber sehr häufig gestört. Viagra und die anderen Medikamente wirken daher sehr selten. Als Betroffener müssen Sie dieses ausprobieren. Manchmal hilft auch eine Verdoppelung der Dosis.
Bitte aber keine Selbstversuche starten, sondern den Arzt ansprechen ! Besonders zu beachten ist, dass Betroffene mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bei der Einnahme von Nitraten, die Viagra und “Co” nicht genommen werden dürfen.

Spritze (SKAT-Verfahren)
Bei SKAT (Schwellkörper-Autoinjeltions-Therapie) wird ein Wirkstoff, meistens Alprostadil, in die Schwellkörper des Penis gespritzt. Die Verwendung einer sehr dünnen Nadel bringt mit sich, dass man den Einstich kaum spürt. Die Wirkung setzt nach etwa 10 Minuten ein. Wie lange die Wirkung anhält, ist sehr unterschiedlich. Zusammen mit dem Arzt muss die Dosierung festgelegt werden.
Die anfallenden Kosten werden nicht immer von der Gesetzlichen Krankenkasse bezahlt.

Applikator (MUSE)
Bei MUSE wird mit Hilfe einer Kanüle der Wirkstoff durch die Harnröhre des Penis an den Schwellkörpern gebracht. Damit wird das schwierige Spritzen vermieden. Allerdings muss man wissen, dass die Erfolgsrate geringer ist als bei der SKAT-Methode. Die Wirkung setzt etwa erst nach 20 Minuten ein. Manche Männer beklagen ein lästiges Brennen in der Harnröhre.

Vakuumpumpe
Der Penis wird in einen durchsichtigen Plastikzylinder gesteckt, in dem mit einer Pumpe ein Unterdruck erzeugt wird. Dadurch fließt das Blut in den Schwellkörper. Sobald der Penis eine ausreichende Steifheit erreicht hat, wird ein Stauring übergezogen, der den Rückfluss des Blutes verhindert und damit die Versteifung aufrecht erhält. Die Verwendung der Vakuumpumpe erfordert etwas Übung, bis die Versteifung richtig eingeschätzt werden kann. Die Wahl des Stauringes ist dabei von großer Bedeutung. Wird ein zu enger Ring gewählt, hält zwar die Versteifung länger an, ist aber äußerst unangenehm bis schmerzhaft. Der Stauring sollte nicht länger als 30 Minuten getragen werden.
Es gibt jetzt auf dem Markt ein ganz hervorragendes Pumpen-Modell. Die Pumpe besteht aus 2 Teilen und hat dadurch nicht das umständliche und “Lust tötende” Handling der anderen Systeme. Anstelle der Stauringe wird eine Silikon-Manschette eingesetzt, die bedeutend angenehmer zu tragen und zu entfernen ist. Außerdem kann bei nicht ausreichender Penisversteifung ohne Abziehen der Manschette nachgepumpt werden, was bei den bisherigen Systemen auch nicht möglich war.
Diese “neue” Pumpe kostet 389,00 Euro. Die Kosten werden von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Ein entsprechender Antrag muss gestellt werden, wobei der Urologe behilflich ist.

Adresse
Owen Mumford Medizintechnik
Sternplatz 3 – 97896 Freudenberg/Main
Telefon: 09375/929915 – Fax 09375/929929
E-Mail: T.Fittkau@owen-Mumford.de

Penisprothese oder Penisimplantat
Bei dieser Lösung werden die Schwellkörper im Penis durch künstliche ersetzt, die mittels einer in den Hodensack eingelegten Pumpe und einem neben der Blase deponierten Flüssigkeitsbehälter gefüllt und gedehnt werden. Dadurch wird eine Erektion simuliert. Zahlreiche Betroffene sind mit diesem System voll zufrieden.
Oft zieht sich der Mann von seiner Partnerin/seinem Partner zurück, weil die Totaloperation ihm das Selbstwertgefühl zerstört hat. Es kann aber auch umgekehrt sein. Falsche Rücksichtsnahme ist dann meistens der Grund. Dazu gibt es nur eine Lösung:

Sucht das Gespräch miteinander über die neue Sexualität und die damit verbundenen Handicaps und Problemen!
Wird dieser Rat nicht befolgt, wird aus dem “Erektionsproblem” sehr schnell ein Problem der Partnerschaft.

Es gibt ein indisches Sprichwort:
“Jedes Problem hat ein Geschenk in der Hand!”
Und das Geschenk im Zusammenhang mit der Prostatakrebserkrankung müssen beide Partner herausfinden. Das kann eine Änderung in der Lebenseinstellung, ein beruflicher Wechsel, setzen von anderen Prioritäten und und ….. sein.