Watchful Waiting

Wie die Active Surveillance ist das Watchful Waiting (diese aus dem Eng-lischen stammende Bezeichnung wird auch im deutschen Sprachgebrauch überwiegend verwendet) zunächst eine Behandlungsstrategie, keine tat-sächliche Therapie (Behandlung).

Ihr liegt die Erkenntnis zugrunde, dass bei vielen älteren Männern zwar ein Prostatakrebs diagnostiziert wird, dieser aber für die restliche Lebensspanne möglicherweise keine Symptome verursachen wird und darum zunächst nicht behandlungs-, wohl aber beobachtungsbedürftig ist.

Mit der “Interdisziplinären Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms” (“S3-Leitlinie “), die im September 2009 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde und den aktuellen Stand der Schulmedizin zur Behandlung des Prostatakarzinoms darstellt, wurde erstmals in der Geschichte der deutschen Urologie dieser Erkenntnis Rechnung getragen und eine entsprechende Behandlungsstrategie definiert. Bis zum Erscheinen der Leitlinie galt der eherne Grundsatz, dass auch bei älteren Männern jedes Prostatakarzinom behandlungsbedürftig sei.

Gemäß der Leitlinie sollte Watchful Waiting statt kurativer Behandlung bei Patienten erörtert werden, die eine Lebenserwartung von unter zehn Jahren haben. Dieser Parameter kann nicht an einem definierten Lebensalter festgemacht werden, sondern ist abhängig vom “biologischen Alter” des Patienten, unter anderem auch vom Vorliegen weiterer Erkrankungen (“Komorbiditäten”) die ein höheres Gesundheitsrisiko darstellen als das Prostatakarzinom. Als untere Altersgrenze für das WW wird aber 70 Jahre angegeben. Je höher das biologische Alter eines Patienten ist, desto stärker würde ihn jede der denkbaren verfügbaren Therapien (Prostatektomie, Bestrahlung, Androgenentzugstherapie) belasten und seine Lebensqualität einschränken.

Beim Watchful Waiting wird die Erkrankung also erst dann – und zwar palliativ (begleitend), nicht mehr kurativ (heilend) – behandelt, wenn sie Symptome verursacht, z. B. Schmerzen durch Skelettmetastasen.

Quelle: http://www.prostatakrebs-bps.de