Nahrungsergän­zungsmittel während der Krebstherapie oft problematisch

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Fulda – Während einer Krebsbehandlung greifen viele Patienten zu Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitaminen, Mineralien und Antioxidantien. Der Nutzen solcher Supplemente ist aber einer Arbeitsgruppe der Hochschule Fulda zufolge nicht belegt.

Im Gegenteil: In der Literatur fänden sich vielmehr Hinweise auf Wechselwirkungen und eine reduzierte Lebens­erwartung, die stärker in den Blick genommen werden sollten, berichten die Forscher nach einer systematischen Literaturanalyse im Journal Antioxidans (2022; DOI: 10.3390/antiox11112149).

Marc Birringer und Paula Krejbich aus dem Fachbereich Oecotrophologie der Hochschule Fulda sichteten 37 Stu­dien aus den Jahren 2006 bis 2021. Alle schlossen jeweils mehr als 1.000 Probanden ein.

Diesen Studien zufolge nutzten bis zu 77,2 % der befragten Krebspatienten nach der Diagnose häufig Supple­men­te und Nahrungsergänzungsmittel, darunter Multivitamine (bis zu 70 %), ausgewählte Vitamine oder Mine­ralien wie Vitamin C (bis zu 41,6 %) und Vitamin E (bis zu 48 %) oder bestimmte Gruppen von Substanzen wie Antioxidantien.

Die Patienten nahmen die Nahrungsergänzungsmittel häufig während der herkömmlichen Therapie und nur selten nach Rücksprache mit dem medizinischen Fachpersonal ein. Das kann den Wissenschaftlern zufolge zu Problemen führen, da Nahrungsergänzungsmittel und insbesondere Antioxidantien mit herkömmlichen Thera­pien interagieren könnten.

„Wir haben keine Hinweise auf einen positiven Nutzen durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln und Supplementen während einer Krebsbehandlung finden können, aber Anzeichen für Wechselwirkungen bis hin zu reduzierten Lebenserwartungen“, betonten die Forscher.

Mit Blick auf den hohen Prozentsatz an Krebspatienten, die Nahrungsergänzungs­mittel nähmen, sei es wichtig, das Bewusstsein für mögliche Wechselwirkungen bei Patienten und beim medizinischen Fachpersonal zu stärken. © hil/aerzteblatt.de