Weitere Risikogene für Prostatakrebs identifiziert

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Ein Keimbahn-Gen-Panel-Test wird für Männer mit fortgeschrittenem Prostatakrebs oder Krebserkrankungen in der Familienanamnese empfohlen. Doch sind in solchen Panels auch alle Gene enthalten, die mit aggressivem Prostatakrebs assoziiert sind?

Um dies zu klären, führte ein Team um Dr. Burcu F. Darst von der University of Southern California, Los Angeles, USA, eine 2-stufige Exomsequenzierungs-Fallstudie zur genetischen Assoziation durch, die Männer europäischer Abstammung aus 18 internationalen Studien einschloss. Darunter waren 9185 Männer mit aggressivem Prostatakrebs (inkl. 6033, die an Prostatakrebs starben und 2397 mit bestätigter Metastasierung) und 8361 Männer mit nicht aggressivem Prostatakrebs.

Die Ergebnisse legen nahe, dass Gene für die DNA-Reparatur und Krebsanfälligkeit Informationen für das Krankheitsmanagement bei Männern mit nicht aggressivem Prostatakrebs liefern können, da Patienten, die schädliche Varianten dieser Gene tragen, wahrscheinlich eine fortgeschrittene Erkrankung entwickeln werden.

Daten von mehr als 17.500 Männern analysiert

Die Sequenzierungsdaten wurden exomweit und im Rahmen einer gezielten Untersuchung von 29 Genen des DNA-Reparatur-Pfades und solchen für Krebsanfälligkeit ausgewertet, von denen viele in Genpanels enthalten sind (Datenanalyse 01/2021-03/2023). Als primäre Endpunkte hatten die Autoren aggressiven Prostatakrebs (Tumore der Kategorie T4 oder T3 mit Gleason-Score ≥8, metastasierter Prostatakrebs oder Tod durch Prostatakrebs) vs. nichtaggressiven Prostatakrebs (Tumoren der Kategorie T1 oder T2 mit Gleason-Score ≤6 ohne bekanntes Rezidiv) und metastasierter vs. nicht aggressiver Prostatakrebs definiert.

Insgesamt wurden 17.546 Männer europäischer Abstammung in die Analysen einbezogen. Das mittlere Alter bei der Diagnose betrug 65,1±9,2 Jahre bei Patienten mit aggressivem Prostatakrebs und 63,7±8,0 Jahre bei jenen mit nicht aggressiver Erkrankung.

Die stärkste Evidenz für einen Zusammenhang mit aggressivem oder metastasiertem Prostatakrebs wurde für seltene schädliche Varianten in den bekannten Prostatakrebs-Risikogenen BRCA2 und ATM (P≤1,9×10-6) festgestellt, gefolgt von NBN (P=1,7×10-4). Darüber hinaus habe diese Studie nominelle Evidenz (P<0,05) für einen Zusammenhang mit seltenen schädlichen Varianten in MSH2, XRCC2 und MRE11A ergeben, berichtet das Team. Evidenz für ein höheres Risiko wiesen auch 5 weitere Gene auf (OR≥2), aber die Unterschiede in der Trägerhäufigkeit zwischen aggressivem und nicht aggressivem Prostatakrebs waren statistisch nicht signifikant: TP53, RAD51D, BARD1, GEN1 und SLX4. Schädliche Varianten in diesen 11 Kandidatengenen trugen 2,3% der Patienten mit nicht aggressivem, 5,6% mit aggressivem und 7,0% mit metastasiertem Prostatakrebs.

Die Studie wird von einem Kommentar begleitet.

(sf/ms)

Quelle

Darst BF et al. Germline Sequencing Analysis to Inform Clinical Gene Panel Testing for Aggressive Prostate Cancer. JAMA Oncol. 2023;9(11):1514-1524.