Zunehmender Einsatz kurzer Bestrahlungsserien bei Prostatakrebs

Bestrahlungsplan eines Prostatakarzinoms. Bild: elena – stock.adobe.com

Randomisierte klinische Studien haben gezeigt, dass bei Patienten mit lokalisiertem Prostatakrebs kürzere Strahlentherapie-Serien (Hypofraktionierung) gegenüber längeren nicht unterlegen sind. Doch wie sieht die aktuelle Praxis aus?

Eine aktuelle Kohortenstudie zeigt für die USA zwischen 2004 und 2020 einen Anstieg des Einsatzes kürzerer Bestrahlungsserien. Offenbar sei eine Reihe sozialer Determinanten für die Gesundheit mit einer geringeren Akzeptanz kürzerer Behandlungsserien verbunden, ergänzen die Autoren um Dr. James B. Yu vom St. Francis Hospital in Hartford, USA.

Für ihre Studie griffen die Wissenschaftler auf Daten aus der National Cancer Database zurück, die Krankenhausregisterdaten von mehr als 1500 akkreditierten US-Einrichtungen zu etwa 72% der US-amerikanischen Krebspatienten sammelt. Dabei bezogen sie 313.062 Patienten mit lokalisiertem Prostata-Adenokarzinom (mittleres Alter 68,8±7,7 Jahre) ein, die zwischen 2004 und 2020 ihre Diagnose erhalten hatten und sich einer externen Strahlentherapie mit kurativer Absicht unterzogen hatten, in ihre Analysen ein. Die Strahlentherapie-Pläne wurden kategorisiert in Ultrahypofraktionierung (≤7 Fraktionen), moderate Hypofraktionierung (20–30 Fraktionen) und konventionelle Fraktionierung (31–50 Fraktionen).

Die Wissenschaftler erkannten ein zeitliches Muster beim Rückgang des Patientenanteils, der eine konventionelle Fraktionierung erhielt, von 76,0% im Jahr 2004 auf 36,6% im Jahr 2020 (PTrend<0,001). Von 2004 bis 2020 sei der Einsatz der moderaten Hypofraktionierung von 22,0% auf 45,0% (PTrend<0,001) und jener der Ultrahypofraktionierung 2,0% auf 18,3% (PTrend< 0,001) gestiegen.

Im Jahr 2020 war in der Gruppe mit niedrigem Risiko die Ultrahypofraktionierung das häufigste Strahlentherapie-Schema und bei Patienten mit mittlerem Risiko die moderate Hypofraktionierung. In der multivariablen Analyse waren folgende Faktoren mit dem Erhalt kürzerer Strahlentherapie-Serien assoziiert: Behandlung im Rahmen eines kommunalen Krebsprogramms (vs. akademisches oder Forschungsprogramm: OR 0,54; 95%-KI 0,52–0,56; P<0,001), Medicaid-Versicherung (vs. Medicare: OR, 1,49; 95%-KI: 1,41–1,57; P<0,001), schwarze Hautfarbe (vs. weiße: OR 0,90; 95%-KI 0,87–0,92; P<0,001) und höheres medianes Einkommen (vs. niedrigeres: OR 1,28;  95%-KI 1,25–1,31; P<0,001).

(sf/ms)

Quelle

Yu JB et al. Increasing Use of Shorter-Course Radiotherapy for Prostate Cancer. JAMA Oncol 2023;9(12):1696-1701.